US-Konsumenten sparen - auch die Reichen

Jetzt brechen die Autoverkäufe ein, gehen die Flugzeugreisen zurück, leeren sich die Restaurants oder schwinden die Käufer in den Geschäften.

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Die Lage in den USA ist düster, so sieht es jedenfalls die New York Times. Zahlen aus Unternehmen und Interviews im ganzen Land hätten ergeben, dass die US-Konsumenten deutlich weniger ausgeben, was die wirtschaftlichen Aussichten noch düsterer macht – nicht nur in den USA selbst, sondern auch für Länder und Unternehmen, die vom Export abhängen. Die Käufe der US-Konsumenten sind der Motor der US-Wirtschaft, jetzt aber, so die New York Times, brechen die Autoverkäufe ein, gehen die Flugzeugreisen zurück, leeren sich die Restaurants oder schwinden die Käufer in den Geschäften.

Erstmals seit 1990 werden die Konsumausgaben im letzten Vierteljahr gesunken sein, prognostiziert die New York Times, und zwar um mindestens 3 Prozent. Experten sprechen von einer konsumbedingten Rezession. Trotz des 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets sinken die Aktienwerte und die Häuserpreise weiter, steigen die Arbeitslosenzahlen und die Konkursmeldungen.

Gesprart wird nicht nur in den unteren Einkommensschichen und im Mittelstand, sondern auch bei den Reicheren. Nach einer aktuellen Umfrage von American Express Publishing und der Harrison Group unter Menschen, die mehr als 100.000 US-Dollar im Jahr verdienen, wollen 80 Prozent zwar ebensoviel wie letztes Jahr für Weinachtseinkäufe ausgeben, gleichwohl soll der Konsum um 6 Prozent zurückgehen. Da diese 10 Prozent der Gesamtbevölkerung über die Hälfte der Konsumausgaben machen, sei dieser Trend beunruhigend, so Jim Taylor von der Harrison Group.

75 Prozent dieser Gruppe sagen, die USA seien bereits in einer Rezession, 60 Prozent glauben, sie werde länger als ein Jahr dauern und zwei Drittel sorgen sich, dass ihnen das Geld ausgehen könnte. Das fürchtet auch die Hälfte derjenigen, die mehr als 250.000 Dollar verdienen, im April hat dies erst ein Drittel geäußert. 70 Prozent erklären, die Finanzkrise habe ihr Gefühl der finanziellen Sicherheit beeinträchtigt, zwei Drittel sagen, sie würden nachprüfen, wo sie sparen können.

Gespart wird bei den Reichen, so heißt es im Wall Street Journal, vermutlich vor allem an Luxuswaren. SUVs, Schmuck, Handtaschen, Lederwaren und private Flüge werden davon am meisten betroffen sein, auch Reisen allgemein und Restaurantbesuche. Dagegen würden Hybridfahrzeuge weiter gekauft, weil sie zum Statussymbol geworden seien, auch Kinderkleidung und Geschäftsreisen seien vom Sparwillen noch nicht betroffen, was auch für die Inneneinrichtung zutreffe. Zunehmend werden wohl Investitionen in Immobilien in Erwägung gezogen, die trotz der geplatzten Blase sicherer zu sein scheinen als Finanzprodukte.