Ulk-Ökos im Europaparlament

Europäische Tierschützer sind einander nicht grün

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Die jüngste Europawahl spülte dank der weggefallenen 5%- bzw. 3%-Klausel neben der FDP auch diverse Spaßparteien ins Parlament, die sich vorgeblich dem Tierschutz widmen. So etwa die mit 1,1 % ins EU-Parlament eingezogene Tierschutzpartei, deren Kandidat Stefan Eck offenbar vor allem den gefährdeten Spaßvogel schützen möchte. Dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL gab Eck zunächst ein Interview, verweigerte aber nach Vorlage zur Autorisierung seiner Antworten die Freigabe. Der SPIEGEL druckte daraufhin nur die Fragen. Mehr Glück hatte der Saarländische Rundfunk, dem der auf eine Unterwanderung durch Rechte angesprochene Eck seine Organisation als eine „Linkspartei“ darstellte.

Ebenfalls als eine Tierschutzpartei sieht sich die NPD, die Natur- und Tierschutz als „Elemente des Heimatschutzes“ begreift und die „kleinteilige bäuerliche Landwirtschaft fördern“ möchte. Besonders dem Deutschen Schäferhund fühlt man sich dort verbunden. Die NPD konnte 1,0% der Stimmen auf sich vereinigen und stellt wie die Tierschutzpartei einen Sitz, den ein deutscher Hintern Platz bekleiden darf.

Eine andere im EU-Parlament vertretene satirische Kleinpartei, die sich den Tierschutz auf die Fahnen schreibt, tritt unter dem obskuren Namen „Bündnis90/Die Grünen“ bzw. „Die Grünen/Europäische Freie Allianz“ an. Hinter der scheinbar von friedensbewegten Ökologen und Feministen gegründeten Partei stehen Machos, die schon mal Krieg führen und nach Ausscheiden aus der Politik die Umwelt etwa in der Energiebranche schädigen. Deren EU-Hinterbänkler Sven Giegold fiel jüngst mit einem altklugen offenen Brief an den Generalsekretär des EU-Parlaments auf. In seinem mit Binnen-Is gezierten Pamphlet schwärzte Giegold die ebenfalls erfolgreiche, im Gegensatz zu Giegolds Organisation jedoch seriöse Partei für Arbeit, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (PARTEI) an. Darin erinnerte Giegold die Bürokraten schulmeisterlich an die Durchführungsbestimmungen zu Übergangsgeldern bei Rücktritten, die Zahlungsansprüche erst ab einem Jahr Amtszeit vorsehen. Zudem meldete Giegold Zweifel an der Freiwilligkeit der angekündigten 60 Rücktritte im Monatsrhythmus an, etwa weil PARTEI-Chef Sonneborn in einem launigen Interview gegenüber der taz geäußert hatte, man sei eine „straff führerzentrische Partei“. Gut Möglich, dass Giegold von den Querelen in seiner eigenen Partei ablenken wollte. So misst die aktuelle taz dem Spitzenquartett der Grünen in etwa so viel Biss und Aroma bei, wie ein schwabbeliger Tofuballen besäße.