Umgekehrter Preisrabatt

Verbraucherminister Seehofer will, dass bei höherem Verbrauch der Strompreis pro Einheit steigt

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"Wir prüfen die Einführung eines einheitlichen Stromspartarifs", so Verbraucherminister Seehofer gegenüber der Bild-Zeitung. Der soll demnach so aussehen, dass jeder Haushalt eine bestimmte Menge an Strom zu einem bestimmten Preis pro Einheit zugewiesen bekommt. Verbraucht ein Haushalt mehr, soll er pro Einheit auch mehr zahlen. Im Prinzip entspricht Seehofers Modell damit dem aus Kriegs- und Krisenzeiten bekannten System der Lebensmittelkarten: Wer etwa nach dem Zweiten Weltkrieg über die zugewiesene Menge hinaus Brot, Fett oder Nudeln konsumieren wollte, der musste solche Waren sehr viel teurer auf dem Schwarzmarkt kaufen.

Was bei der Berechnung der Stromverbrauchsgrenze außer der Zahl der dem Haushalt angehörigen Personen berücksichtigt werden soll, ließ der Verbraucherschutzminister ebenso offen wie die Art und Weise, in der das System umgesetzt werden soll. Interessant wäre es vor allem dort, wo die Preisbildung bisher genau umgekehrt von statten geht: Bei großen Unternehmen. Sie zahlen häufig genau deshalb sehr viel weniger pro Einheit als Privathaushalte weil sie sehr viel mehr verbrauchen. Ob Seehofer aber eine auch für Unternehmen gültige Regelung in einem Kabinett, in dem unter anderem ein Wirtschaftsminister Glos sitzt, durchsetzen könnte, ist mehr als fraglich – selbst dann, wenn er es wirklich wollte.