Unmusikalischer als das Gesetz erlaubt?

Eine Staatssenatorin aus Indiana will "unangemessene" Interpretationen der amerikanischen Nationalhymne unterbinden

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Vor 1931 war das zur Melodie von Heil Dir im Siegerkranz beziehungsweise God Save the King/Queen gesungene Stück My Country, 'Tis of Thee die De-Facto-Hymne der Vereinigten Staaten von Amerika. Dann erhob der Kongress das aus der Melodie eines Londoner Trinklieds und einem Gedicht über den 1812er Krieg gegen die Briten zusammengesetzte Star-Spangled Banner zum offiziellen Staatssymbol.

Im Vergleich zu anderen Hymnen und Volksliedern gilt Star-Spangled Banner als schwierig zu singen, weil es eineinhalb Oktaven umfasst. Trotzdem stellte Vaneta Becker, eine republikanische Staatssenatorin aus Evansville, jetzt einen Gesetzentwurf vor, der Schulen und Hochschulen im Bundesstaat Indiana dazu verpflichten würde, bestimmte "Aufführungsstandards" einzuhalten, wenn sie nicht auf staatliche Fördermittel verzichten wollen. Damit dies kontrolliert werden kann, sollen alle öffentlichen Wiedergaben der Nationalhymne aufgenommen und zwei Jahre lang gespeichert werden. Für bewiesene Verstöße soll den Vorstellungen der Senatorin nach ein Bußgeld in Höhe von 25 Dollar verhängt werden.

Nach öffentlicher Kritik an ihren Plänen ruderte Becker zurück und meinte, ihr Entwurf solle nicht Schüler bestrafen, die nicht singen können, sondern lediglich verhindern, dass mit dem akustischen Nationalheiligtum absichtlich Schabernack getrieben werde. Darüber, was darunter fällt und was nicht, lässt sich allerdings trefflich streiten: US-Medien nennen hier vor allem die in Lärm endende Jimi-Hendrix-Version, Christina Aguileras Gejodel und die spanische Übersetzung mit verändertem Rhythmus als Beispiel.

Kommt Becker mit ihrem Gesetzentwurf durch, dann müssten zukünftig die Bildungskommission und das Erziehungsministerium von Indiana über solche Fragen entscheiden und Richtlinien aufstellen. Es könnte aber auch sein, dass man dort und in den Schulen Besseres zu tun hat und das Gesetz genauso beflissen beachtet wie analoge Regelungen aus Massachusetts und Michigan, die eine "Ausschmückung" der Nationalhymne verbieten.