Urin als Ersatz für Öl

Eine neue Methode der Chemiegrundstoffgewinnung soll zwei Probleme auf einen Schlag lösen

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Das dänische Unternehmen Agroplast hat zwar nicht vor, aus Scheiße Gold zu machen, aber etwas ähnlich lukratives – nur dass ihr Unterfangen technisch nicht ganz so schwer zu bewerkstelligen sein dürfte. Die Firma will nämlich aus Schweineurin Kohlensäurediamid extrahieren. Dieser kristalline "Harnstoff", der unter anderem zur Herstellung von Aminoplasten dient, wird bisher überwiegend aus Kohlenwasserstoffen wie Öl, Gas oder Kohle gewonnen. Im Gegensatz zu Öl gibt es bei Schweineurin, der gemeinsam mit dem Kot der Tiere als Dünger verwendet wird, eher ein Überfluss- als ein Verfügbarkeitsproblem. Weil die so genannte "Gülle" häufig zu oft oder zur falschen Zeit ausgebracht wird, gelangt Stickstoff in das Grundwasser, anstatt auf den Feldern zu bleiben.

In diesem Jahr will Agroplast ein Pilotprojekt beginnen, um zu ermitteln, ob sich das Ausfiltern des Harnstoffs in großem Maßstab wirtschaftlich durchführen lässt. Eines der potentiell größten Problem dabei ist, dass Schweinemastbetriebe Fäkalien nicht trennen. Durch die gemeinsame Lagerung von Kot und Urin setzen nämlich nach Angaben der Firma biochemische Prozesse ein, die eine Weiterverarbeitung zu aufwändig machen würden. Deshalb setzt Agroplast auf eine von ihr entwickelte Trennungsapparatur, die sie den Schweinemastbetrieben zur Verfügung stellen will.