Vaterland ist ausgebrannt

Die NPD-Spitze ist übermäßig kriminell. Holger Apfel tritt angeblich wegen Burnout zurück

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Interne Machtkämpfe sind offenbar auch für Menschen, die von einer "radikalen Seriosität" träumen, kein Zuckerschlecken. NPD-Chef Holger Apfel, der sich seit geraumer Zeit gegen Querschüsse aus den eigenen Parteireihen erwehren musste, ist heute von seinen Parteiämtern zurück getreten. Schuld daran, heißt es, sei der Verdacht auf ein Burn-Out-Syndrom. Berichtet wird zudem, dass die NPD-Parteispitze große Probleme mit den Gesetzen hat.

So berichtet die Berliner Zeitung, dass 31,25 Prozent der im Verbotsantrag der Bundesländer ( Rechtsextreme Unschuldslämmer) aufgeführten 176 Funktionäre in Vorständen der Partei und ihrer Teilorganisationen rechtskräftig verurteilt seien oder es liefen gegen sie noch Ermittlungen. Dabei handele es sich nur um politisch motivierte Straftaten, die bis in die 90er Jahre zurückreichen, etwa Körperverletzung, Nötigung, Sachbeschädigung, Landfriedensbruch, Verstöße gegen das Waffengesetz oder Bildung krimineller terroristischer Vereinigungen.

Weiter berichtet das Blatt, gegen ein Viertel aller NPD-Funktionäre ergingen bisher rechtskräftige Urteile. Meist mündeten diese in Geld- oder Freiheitsstrafen auf Bewährung. Allgemeine Straftaten wurden demnach nicht berücksichtigt. In Griechenland hat das Parlament unterdessen der Partei "Goldene Morgenröte" den Bezug staatlicher Gelder gestrichen, weil gegen sie wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt werde. Hierzu müssten mehr als ein Fünftel des zentralen Leitungsgremiums oder der Abgeordneten unter Anklage stehen.

Würde man das griechische Gesetz auf die NPD anwenden, stünde es schlecht um die Partei, deren Bundesvorsitzender nun seinen Rückzug verkündete. Gegenüber Spiegel-Online hieß es vonseiten der NPD, Apfels Schritt habe nichts mit den innerparteilichen Querelen zu tun. Apfel stand seit Monaten parteiintern massiv in der Kritik, mehrfach hatten sein Vorgänger Udo Voigt und dessen "Freundeskreise" direkt oder indirekt an dessen Stuhl gesägt. Voigt bringt sich auch nun wieder in Stellung für ein Führungsamt.

Statt der viel gepriesenen "Kameradschaft" unter Rechtsextremisten, die sich befähigt fühlen, im Sinne einer "Volksgemeinschaft" sprechen zu dürfen, gab und gibt es also innerhalb der Partei und der rechtsextremen Szene derzeit auch Missgunst, Neid, Flügelkämpfe und üble Nachrede. Dabei schreckten die "Kameraden" noch nicht einmal davor zurück, eine Trennung zwischen Apfel und dessen Ehefrau zu thematisieren und in Forendiskussionen gar zu höhnen, ein Mann, der eine Familie nicht zu "führen" in der Lage sei, tauge auch nicht zum Parteichef.

Würde es also wundern, wenn Apfel wegen all dem einen Burn-Out erlitten hätte? Laut Tagesspiegel sagten Sicherheitsexperten, es sei nun auch nicht auszuschließen, dass in der NPD die Machtkämpfe – noch offener – ausbrechen könnten.