Verstaatlichung von britischen Privatschulen

Unter der Finanzkrise leiden auch die Privatschulen in Großbritannien, die Regierung bastelt auch hier an einem Rettungsschirm.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Weil man bereits für Banken und Unternehmen staatliche Rettungsschirme aufgespannt und manche Verstaatlichung eingeleitet hat, ergreift die britische Regierung die Chance oder steht unter dem Zwang, auch die Privatschulen zu verstaatlichen, die sonst schließen müssten. Fünf Schulen sind bereits, wie der Guardian berichtet, in öffentliche Schulen umgewandelt worden. Dabei geht es weniger um die arbeitslosen Lehrer, sondern um die Probleme, die aufkommen, wenn Tausende von Schülern in die sowieso beengten öffentlichen Schulen drängen und der Protest der Eltern für Unruhe sorgen würde. Besonders in London könne schon vermehrt beobachtet werden, dass Eltern ihre Kinder von den Privatschulen nehmen und sie in die öffentlichen Schulen schicken,

Zwar können Privatschulen auch den Status als "academy" erhalten, wenn sie auf Aufnahmetests und Schulgebühren verzichten und das nationale Curriculum übernehmen. Dafür ergalten sie dann staatliche Gelder, haben aber weiter eine größere Unabhängigkeit als die Staatsschulen. Das soll eigentlich nur gehen, wenn in unterversorgten Gemeinden auch die Notwendigkeit besteht, dass mehr Schulplätze angeboten werden. Für alle Privatschulen, die auch miteinander um die staatlichen Gelder konkurrieren, ist das nicht möglich. Allerdings scheint man das Academy-Programm jetzt auch einfach nutzen zu wollen, um die Privatschulen zu retten.

Schon während der letzten Rezession in den 90er Jahren hatten die Privatschulen eine Krise zu durchstehen. Erst mit dem durch das Umsatteln auf den Finanzmarkt erfolgenden Aufschwung vermehrten sich die Privatschulen wieder und schufen so die Möglichkeit, dass mehr Kinder und Jugendliche in einer Parallelwelt aufwuchsen. Die gegenwärtige Krise ließe sich daher auch so sehen, dass die Ungleichheit in der Gesellschaft wieder geringer wird – zumindest vorübergehend und nur für diejenigen nicht ganz Reichen, die besonders unter der Rezession leiden.