Versteckspiel auf dem Atommüll-Gipfel

Aufopferungswilliger Held gesucht

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Norbert Röttgen lädt heute zum "Atommüll-Gipfel", doch von den eigentlichen Entscheidungsträgern mag so recht keiner kommen, zu unangenehm scheint ihnen das Thema. Und vor allem: zu groß die Gefahr, dass sich etwas an der für die anderen Bundesländer bequemen Lösung, an Gorleben als zukünftigen Standort des deutschen Endlagers für hochradioaktiven Atommüll festzuhalten, ändern könnte.

Neben dem Ministerpräsidenten von Niedersachsen ist nur ein weiterer Ministerpräsident bei dem Treffen anwesend, Winfried Kretschmann aus Baden-Württemberg. Alle anderen Bundesländer schicken nur Fachminister, Staatssekretäre oder Ministerialbeamte. Verfolgen also weiterhin eine Art Vogel-Strauß-Politik, wohl in der Hoffnung, der Kelch möge an ihnen vorüberziehen, ihr Land könnte aufgrund geologischer Qualitäten als Standort für das Endlager auserkoren werden.

Deutliche Frustration war in den Worten McAllisters zu lesen: "Schacht Konrad liegt in Niedersachsen, die Asse, auch das liegt bei uns in Niedersachsen, das Zwischenlager Gorleben, mit all den Belastungen für unser Land durch die Castor-Transporte liegt in Niedersachsen und das einzige bisher zu erkundende mögliche Endlager liegt eben auch bei uns in Niedersachsen - ich finde, die anderen Bundesländer sind jetzt wirklich auch mal gefordert."

Als geeignete Standorte gelten nämlich, aus geologischer Sicht, auch Baden-Württemberg und Bayern, weil es dort Ton- und Granitvorkommen gibt. Die Baden-Württembergische Landesregierung hat als einzige ein Konzept für den Neustart bei der Endlagersuche vorgelegt, danach sollen bis 2014 bundesweit vier Vergleichsstandorte zu Gorleben festgelegt und dann entschieden werden. Die Zeit drängt, denn seit gut 35 Jahren wird Atommüll in Deutschland in provisorischen Zwischenlagern gebunkert oder in lecken Bergwerksstollen und eher nach kurzsichtigen politischen Erwägungen denn aus geologischen Erkenntnissen ausgewählten Gruben verscharrt.

Die Grünen lassen sich vom Militär inspirieren und schlagen jetzt vor, das Bundesland, das sich bereit erklärt, einen Endlagerstandort auf eigenem Terrain zuzulassen, vom "Schwarzen Peter zum Helden zu machen". Die Region, die letztendlich diese große Last in Deutschland schultere, dürfe sich nicht als Verlierer der Nation fühlen, sondern müsse neben Geld auch höchste Wertschätzung erfahren. Wenn sich weiterhin nichts bewegt, dürfte Niedersachsen diese Heldenehrung zu teil werden.