Vom Fanzine zum Medienkonzern

Andreas Bartl soll ProSiebenSat.1 retten

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Gestern bestätigte ProSiebenSat.1 dass Andreas Bartl neuer Deutschland-Chef des Medienkonzerns werden und damit die Sender Sat.1, ProSieben, kabel eins und N24 "verantworten" soll. Der Amerikanist machte sich in den 1980er Jahren einen Namen bei "Howl", einer Zusammenführung der Fanzines TNT und Glitterhouse, die mit Autoren wie Thomas Gaschler unter anderem den Hong Kong Film für den deutschen Sprachraum entdeckte. Derzeit ist Bartl, der im Laufe der ersten Hälfte der 1990er wie viele andere Howl-Filmexperten in den Kirch-Konzern wechselte, Geschäftsführer des Senders ProSieben.

Nach einem am 25. April bekannt gegebenen Umsatz- und Gewinnrückgang des Deutschlandgeschäfts im ersten Quartal 2008 stürzte der Aktienkurs des Medienunternehmens, der bereits seit Monaten sank, noch einmal um ein Viertel ab. Als Ursache der Rückgänge galt unter anderem ein neues Vergütungsmodell für die Werber. Aus diesem Grund musste bereits Marketing-Vorstand Peter Christmann seinen Hut nehmen. Sein Weggang und der des Finanz-Vorstands Lothar Lanz, einer anderen "Säule des Systems Posch", ließen die FAZ und den Spiegel heftig über einen bevorstehenden Abschied des "McKinsey-Belgiers" spekulieren.

Inwieweit Bartl die Positionierung und das Profil der Sendergruppe, die sowohl vor als auch nach der Übernahme durch die Finanzinvestoren KKR und Permira erheblichen "Sparzwängen" ausgesetzt war, verändern kann und wird, bleibt abzuwarten. ProSieben kaufte unter seiner Ägide zwar Qualitätsserien wie Jericho, andererseits ging Dexter an den Konkurrenten RTL2 und The Wire ist im deutschen Free-TV noch immer ohne Sender.