Wahlkampfthema Atomkraftwerke

Die bayerischen Atomkraftwerke seien sicher, sagt Söder, der Bund Naturschutz fordert Abschaltung des unsicheren Siedewasserreaktor Isar 1.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die SPD hat nach der erneuten Panne im Schrottreaktor Krümmel den schnellen Ausstieg aus der Atomtechnologie als Wahlkampfthema Debatte-%FCber-Kernkraft-Politiker-Aus-Kr%FCmmel/705897.html: entdeckt, während die Union davon kalt überrascht wurde. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel will den Ländern die Aufsicht über die Atomkraftwerke entziehen. Krümmel soll dicht gemacht werden, heißt es von der SPD, die Union, angeführt von der Bundeskanzlerin, spricht sich (noch) dagegen aus.

Die sieben älteren Kraftwerke wie Krümmel oder Neckarwestheim 1 sollten, geht es nach Gabriel, schneller abgeschaltet werden, da ein Unfall oder ein Terroranschlag "eine Katastrophe auslösen" könnten. Die Laufzeiten ließen sich auf die neuerer Atomkraftwerke übertragen.

Der bayerische Umweltministers Markus Söder (CSU) ist gegen eine Atomaufsicht des Bundes und auch gegen eine vorzeitige Abschaltung. Die bayerischen Atomkraftwerke "sind sicher, wir haben da überhaupt keine Probleme", sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Und er ist auch für eine Verlängerung der Laufzeiten: "Wir können die 60 oder 70 Prozent Strom in Bayern, die wir durch Kernkraft bekommen, nicht einfach von heute auf morgen ersetzen durch andere Werke, vor allem nicht durch Kohlekraftwerke wie es Gabriel will, das bedeutet CO2 Anstieg. Die Kerntechnik ist eine Brückentechnologie. Wir brauchen sie so lange, bis wir den kompletten Ersatz durch Regenerative haben".

Das will der Bund Naturschutz nicht hinnehmen: "Die Verharmlosung des jüngsten Unfalls im Atomkraftwerk Krümmel durch die Bayerische Staatsregierung unter Ministerpräsiden Horst Seehofer ist nicht hinnehmbar", kritisiert der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Gefordert wird aus Sicherheitsgründen die sofortige Stilllegung der Atomkraftwerke in Deutschland und auch in Bayern. Im Visier steht der 30 Jahre alte Siedewasserreaktor Isar 1, der nicht gegen Terrorangriffe geschützt sei und zudem in der Einflugschneise des Flughafens München II liege, aber auch nicht gegen einen Flugzeugabsturz geschützt sei.

Der Bund Naturschutz verweist auf seine gerade veröffentlichte Studie, in der die Sicherheitsmängel der Atomkraftwerke aufgelistet werden. Bei den alten Siedewasserreaktoren sei das Risiko besonders hoch, da sich hier das Brennelemente-Lagerbecken im oberen Teil des Reaktorgebäudes über dem Containment befinde und erheblich mehr langlebige radioaktive Stoffe als der Reaktor selbst enthalte. Der Landesbeauftragte des BN, Richard Mergner, kritisiert, dass Betreiber von Atomkraftwerken „Gesellschaften mit extrem beschränkter Haftung“ sind: "Sie haben ihre Anlagen technisch nicht im Griff, Störfälle werden vertuscht. Sie sind gesetzlich von einer Haftpflichtdeckung befreit, Eine Reaktorkatastrophe würde laut Bundeswirtschaftsministerium über 5000 Mrd. Euro kosten (BMWi) und die langfristige Evakuierung einer Fläche von mehr als 10.000 km2 (das entspricht Niederbayern) zur Folge haben."