Warum ich 3-D hasse!

Gegen die 3-D-Verschwörung - Partisanen der zweiten Dimension beginnen sich zu formieren

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Kopfschmerzen und hohe Preise - liegt die Zukunft des Kinos wirklich in der dritten Dimension? Oder ist 3-D eigentlich höchst eindimensional? Der Erfolg von "Avatar" kam blitzartig und schien total. Das ganze Kino schien von Camerons Garden besetzt. Das ganze Kino? Nein, allmählich regen sich Widerstandsnester gegen 3-D.

Beispielhaft fasst den einstweilen noch diffusen, kaum argumentativen Überdruß vieler Kinogänger Mary Elizabeth Williams auf "salon.com" zusammen: "I hate 3-D!" heißt ihr Rundumschlag. Williams geht ihr Thema phänomenologisch an, untermauert ihre Position, indem sie unnötigerweise klar macht, sie habe nichts gegen Unterhaltungsfilme, und erwähnt die bisher weitgehend unterschlagene Lage der Brillenträger, die nun zwei Gläser übereinder tragen oder Unschärfen aushalten müssen.

Außerdem erwähnt sie die hohen Ticketpreise und den Extra-Aufschlag für 3-D, der in der Praxis besonders Eltern hart trifft. Wenn Kopfschmerzen und hohe Preise das einzige sind, was dauerhaft von 3-D bleibt, dann hätte man besser darauf verzichten können. "Ich habe noch von keinem gehört, der seine Filme nach der Zahl der Dimensionen aussucht", resümiert sie sarkastisch.

Williams zitiert, um der guten Sache willen, dann sogar Michael Bay ("Pearl Harbour") den Gottseibeiuns des Autorenkinos und dessen so wahre wie banale Feststellung, dass man halt nicht eben mal einen 3-Film herausscheißen könne, bloß weil die Hollywood-Studios das um des Boxoffice willen auch von namhaften Regisseuren verlangen - "You can't just shit out a 3-D movie".

Andere Regisseure, sogar bekannte Namen wie der Autorenfilmer Tim Burton, ließen sich in den letzten Monaten von den Studios offenbar genau dazu zwingen, und konvertieren ihre klassisch gedrehten Filme hastig auf technisch unzulängliche 3-D-Formate.

Muss man deswegen gleich von einer "3 D Verschwörung" reden? Manche Blogger tun es. Aber das umgekehrte "It's-a-free-market-and-consumers-should-make-their-choice"-Gerede ist zweifellos nicht niveauvoller.

Kann man sich darauf einigen, dass es im Fall von 3-D nicht in erster Linie um eine neue Technik dreht, nicht nur darum, die Filme besser, toller und schöner zu machen, sondern darum, dem Kino gegenüber DVD, Youtube und Filesharing ein neues Alleinstellungsmerkmal zu geben? Um industriellen Fortschritt? Um Ökonomie, nicht Kunst? Und darum, dass 3-D einstweilen immun gegen Piraterie ist? Dann wäre zwischen Verschwörungstheorie und Medienhype, zwischen Himmel und Hölle viel gewonnen.