Was man so sucht

Fast alle Weihnachtsbräuche sind nun vor dem Silvesterabend durch. Da wäre zum Beispiel aber noch die USA-Karte mit den am meisten gesuchten Begriffen zur Weihnachtszeit

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Es gibt sie noch, die guten, alten Bräuche zu Weihnachten. Sicher, da wäre der Weihnachtsbaum zu nennen, und die vielen Kerzen, die ihr Wachs auf Mamas neuem Wohnzimmertisch hinterlassen. Da wäre das Fondue, das wie immer diese gekauften Soßen zum hormondurchseuchten Rindfleisch haben muss. Und da wäre noch der besoffene Familienanhang zu nennen, der sich drei Tage lang durch den eigenen Weinkeller konsumiert. Das möchte man genauso wenig missen wie die gefühlte hundertste Wiederholung der "Herr der Ringe"-Trilogie (mit "Der Hobbit" als vorauseilende Zugabe).

Aber so richtig Weihnachten ist es erst, wenn ich meine Google-Karte der USA mit den am meisten gesuchten Begriffen zur Weihnachtszeit und pro Bundesstaat sehen darf.

Es wundert mich nicht und freut mich gleichzeitig, dass dort die gesamte Westküste entweder wissen will, ob Starbucks an Weihnachten auf hat oder wie das Wetter weiter oben im Norden wird. Und dass gleich östlich davon der Santa Tracker ganz oben an der Spitze steht, lässt entweder auf etwas provinziellen Weihnachtsglauben oder auf einen ziemlich hohen Kinderanteil schließen. Keinen übermäßigen Väteranteil deutet hoffentlich der Gewinnerbegriff "Kardashian Christmas Card" in Wyoming an.

Ach ja, apropos, in Texas will man natürlich wissen, ob der Grinch echt ist. Kleiner Spoiler Alert: Yehhhaaa an unsere Freunde im Süden, ist er, sonst gäbe es doch keinen Film darüber. Und während man sich um New York herum eher um die NFL Scores und damit um Wichtigeres als Weihnachten kümmert, will man in Florida einfach nur mit Amazon dem schneelosen Wahnsinn entkommen.

Richtig cool, das muss ich aber sagen, sind eigentlich die Jungs und Mädels aus Alaska. Die fragen sich gehäuft einfach nur: "What is Christmas?" Klar, wer fast das ganze Jahr im Schnee ersäuft und alte, rot angezogene Männer mit Schnapsnase quasi zum Straßenbild rechnen muss, der kann Weihnachten nicht mehr viel abgewinnen.

Leider gibt es diese schöne List, über die man noch ein wenig länger sinnieren könnte, nicht für Deutschland. Nicht, dass man in den einzelnen Bundesländern nicht auch ab und zu etwas in Google suchen würde, aber scheinbar hat sich bisher scheinbar niemand die Mühe gemacht, das auszuwerten und in eine Karte zu bringen. Oder aber, es wäre so klar.

In Berlin Brandenburg wäre die "Was ist denn überhaupt Weihnachten?"-Frage auch ganz oben, während sie in Sachsen leicht von einem "An Weihnachten ist nur die Merkel schuld" überholt werden würde. "Wo gibt es Bier an Weihnachten?" in Bayern würde natürlich von "Wieso ist Weihnachten so teue?r" in Baden-Württemberg überrannt werden. Und in Nordrhein-Westfalen käme es vermutlich zu einem Stechen von "Weihnachtspommes Schranke" gegen alle möglichen Schreibungen des christlichen Hochfestes. Versuch Du mal "Veihhhnnn" ... "Weihnnnn" also dat Dingens im Vollsuff richtig in Google einzugeben.

Alles böse Klischees, das ist eh klar. "Früher war mehr Lametta", würde wahrscheinlich viel weiter oben landen. Und wenn man es ganz genau wissen will, kann man für Deutschland auch den Jahresrückblick von Google aufrufen und feststellen: Die am häufigsten gegoogelte Frage in Deutschland 2018 ist ... "Wo ist der Mond?" ...

Oben am Himmel, ihr Spacken, aber daran ist jetzt wirklich nicht die Merkel schuld. Und nüchtern betrachtet hätte das jeder von uns auch ohne Google rausfinden können.