Weltweit weniger AKWs

2009 wurden zum wiederholten Male mehr Kapazitäten stillgelegt als neue ans Netz gingen

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2009 hat die Gesamtleistung der Atomkraftwerke weltweit weiter leicht abgenommen. Während drei Reaktoren mit insgesamt 2506 Megawatt (MW) auf Dauer stillgelegt wurden, gingen nur ein neuer mit einer Leistung von 1068 MW ans Netz. Macht ein Minus von 1436 MW. Dem stehen rund 38.000 MW Leistung von neuen Windkraftanlagen gegenüber. (Diese können in etwa so viel Strom liefern, wie AKWs mit einer Leistung 12.000 bis 15.000 MW.)

Im Grunde genommen ist der Rückgang der AKW-Leistung nicht gerade überraschend. Schaut man sich nämlich an, wie die Leistung der weltweiten AKW-Flotte in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, so ist leicht zu erkennen, dass die Boom-Zeiten längst vorbei sind. Eine von den World Nuclear News veröffentlichte Grafik zeigt, wie sie insbesondere in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre rasch anstieg, das Wachstum danach aber erheblich abgeflacht ist. Seit drei Jahren gibt es nun einen leichten Rückgang. Der Verlauf der Kurve legt nahe, dass eine Art Sättigungsgrenze erreicht wurde. Daraus allein lässt sich natürlich angesichts der vielfältigen politischen und ökonomischen Faktoren noch keine Prognose für die Zukunft ableiten. Da aber der Kraftwerkspark inzwischen reichlich überaltert ist (siehe Grafik), wird die Zahl der Stilllegungen in den kommenden Jahren zunehmen. Vermutlich werden die im Bau befindlichen insgesamt 53 Reaktoren gerade ausreichen, diese zu ersetzen.

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Zahl der Reaktoren nach ihrem Alter geordnet. Wie man sieht, wird es in den nächsten beiden Jahrzehnten eine große Welle von Stilllegungen geben müssen, wenn man von einer AKW-Lebensdauer von 40 Jahren ausgeht. Original Link: http://www.iaea.org/programmes/a2/index.html (Bild: Nuclear Reactor Information Sysrem, IAEA)

Die Überalterung macht sich inzwischen auch bei der Zuverlässigkeit bemerkbar. Die Daten des Power Reactor Information System der IAEA zeigen, dass die Verfügbarkeit der AKWs abnimmt. Mit zunehmender Erfahrung im Umgang mit den Atomkraftwerken konnten zunächst die durchschnittlichen Betriebszeiten seit den 1970er Jahren immer weiter ausgedehnt werden und erreichten 2002 mit 7340 von 8760 Stunden im Jahr (83,8 Prozent) ihren Höhepunkt. Seit dem nimmt die Verfügbarkeit wieder leicht ab und lag 2009 bei 79,3 Prozent. Das lässt sich im Prinzip auf zwei Arten deuten. Möglichkeit eins: Mit den neuen Reaktorlinien müssen erst Erfahrungen gesammelt werden, weshalb Neubauten auf den Durchschnitt drücken. Allerdings sind in den letzten Jahren nur eine handvoll Reaktoren ans Netz gegangen, so dass die zweite Erklärungsmöglichkeit deutlich überwiegen dürfte. Die älteren Anlagen werden störanfälliger und die Stillstandzeiten nehmen daher zu. Eine gewisse Rolle hat dabei sicherlich auch der Ausfall der Reaktoren im japanischen Kashiwazaki Kariwa gespielt, die nach einem Erdbeben 2007 vom Netz gingen. 2009 wurden die ersten beiden der dortigen Reaktoren wieder ans Netz genommen, fünf weitere werden noch repariert.