Wenn die Küste absäuft

US-Wissenschaftler warnen vor den Folgen des steigenden Meeresspiegels

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Während das besonders in den USA sehr starke Lager der Abwiegler gerne behauptet, Klimaschutz sei viel zu teuer, sprechen verschiedene jüngst veröffentliche Berichte über die Gefährdung der nordamerikanischen Küsten eine ganz andere Sprache. Die New York Times schreibt über Studien der Umweltschutzagentur EPA und des National Research Council (PDF), wonach erhebliche Schäden an Infrstruktureinrichtung zu befürchten seien. Schon jetzt würden 60.000 Meilen an Küstenstraßen regelmäßig überflutet, aber Planer und Investoren hätten nur wenig Kenntnis von den drohenden Gefahren der kommenden Jahrzehnte. Das sei um so bedenklicher, als die Küsten dicht besiedelt und von großer ökonomischer Bedeutung sind.

Schlimmer noch, die Zahl der Küstenbewohner nimmt weiter zu, heißt es in einer Pressemitteilung des National Research Councils. Schützende Marschwiesen, Strände und ähnliches Vorland seien oftmals bereits erodiert. „Steigende Temperaturen können Extremwetter und Überraschungen auslösen, wie etwa ein schneller als erwartetes Abschmelzen des arktischen Meereises“, meinte Henry Schwartz, der der Autorengruppe vor stand. Das Abschmelzen des Meereises wird zwar nicht den Meeresspiegel ansteigen lassen, aber die Erwärmung in der Arktis wesentlich beschleunigen. Eine Folge davon wird das Auftauen der Böden sein, wodurch sämtliche Straßen, Pipelines und Gebäude in der bisherigen Permafrostzone gefährdet sind.

Planer und örtliche Behörden müssten sich klar sein, dass Entscheidungen nicht mehr auf der Grundlage bisheriger Wetter- und Klimabedingungen getroffen werden können schon bei einem Meeresspiegelanstieg von etwas weniger als 60 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts seien viele Hafenanlagen, Straßen und Eisenbahnlinien gefährdet. Besonders von steigenden Fluten bedroht sind Flugplätze, die nicht zuletzt im Großraum New York aber auch andernorts auf Aufschüttungen errichtet wurden.

Kritisch könne es künftig bei schweren Unwettern werden: „Einige der Straßen“, so Schwartz, „die derzeit als Evakuierungsrouten dienen, könnten durch schwere Niederschläge und Hurrikane unpassierbar werden. Verkehrsbetriebe müssten daher enger mit Katastrophenschützern und Meteorologen kooperieren, um eine angemessene Notfallplanung aufzubauen.