Wer ist Schuld an der Finanzkrise?

Greenspan, Friedmann und Summers wurden zu den Hauptverantwortlichen der Weltfinanzkrise gewählt

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Alternative Wirtschaftswissenschaftler "ehren" den früheren Vorsitzenden der US-Notenbank Alan Greenspan mit dem Dynamite Prize in Economics, einer Art Anti-Wirtschaftsnobelpreis, für seine Verantwortung in der globalen Finanzkrise Auf der Suche nach den wirtschaftlichen Schreibtischtätern. Auch aufs Treppchen kamen der 2006 verstorbene Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman und der frühere US-Finanzminister Larry Summers.

Ins Leben gerufen wurde der Preis von der Fachzeitschrift Real-Word Economic Review (RWER) , hinter der ein breites, internationales Netzwerk alternativer Wirtschaftswissenschaftler steht (). Ihre Vertreter haben es sich zum Ziel gemacht, die dogmatisch einseitige Ausrichtung des Faches an neoklassischen und neoliberalen Theorien zu durchbrechen. Sie haben wiederholt auf die Mitverantwortung vieler Fachwissenschaftler mit ihren Empfehlungen und Expertisen für die jüngste Finanz- und Wirtschaftskrise hingewiesen.

An der Abstimmung beteiligten sich über 7.500 Personen, viele von ihnen Wirtschaftswissenschaftler aus dem Umfeld des Netzwerks. Das Votum für die ersten drei Plätze fiel recht eindeutig aus und traf auch die bekanntesten Gesichter aus der Vorschlagsliste von 9 Personen, die zur Abstimmung standen. Allein Greenspan bekam über ein Viertel der Stimmen, Milton und Summer weitere 18 bzw. 16 Prozent.

Edward Fullbrock, Mentor der Bewegung und Herausgeber der Zeitschrift RWER, sieht mit den "Geehrten" die drei Hauptverantwortlichen für den Kollaps der Weltwirtschaft benannt. In den Begründungen wird Greenspan zum einen vorgeworfen, als Notenbankpräsident maßgeblich an der Aufblähung der Kapital- und Kreditblase mitgewirkt zu haben. Zum anderen habe er die Ansicht massiv befördert, dass Finanzmärkte von Natur aus effizient seien und es deshalb keine Notwendigkeit zur Regulierung gäbe.

Dem Zweitplatzierten Friedman werden seine wissenschaftlichen Beiträge zur Verbreitung falscher Modelle von Geld, Finanzmärkten und Wirtschaft zur Last gelegt, während beim Drittplatzierten Larry Summers vor allem seine politische Rolle bei der Deregulierung des US-Bankenwesens zu der zweifelhaften Ehrung führte.

Gleichzeitig mit der Ehrung wurde ein zweiter Preis, der Revere Award in Economics, ausgerufen. Dieses Mal sollen Ökonomen und Wirtschaftspolitiker nominiert und geehrt werden, die die Finanzkrise vorhergesehen haben bzw. die durch ihre Arbeit dazu beitragen, derartige Krisen in Zukunft zu verhindern (der Preis ist nach dem US-Freiheitskämpfer Paul Revere (1735-1818) benannt ).