Wie neutral soll der Sport sein?

Feministinnen kritisieren die Entscheidung der Fifa, dass muslimische Fußballspielerinnen in Zukunft mit Kopftuch spielen dürfen

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Man habe keine medizinischen und sicherheitstechnischen Einwände mehr, das Tragen des Nacken und Kopf bedeckenden Sport-Hijabs sei erlaubt, verkündete Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke gestern. Die Entscheidung ist einstimmig gefällt worden, jetzt geht es um Farben und wie die sportfähigen Kopftücher im Detail aussehen sollen (Beispiele hier und hier). Genaueres zu den Frauenfußballtrikots mit Kopftüchern soll im November entschieden werden.

Von Feministen, die der französischen Organisation der Internationalen Liga der Rechte für die Frauen angehören, gab es schon vor der Entscheidung Kritik. Der Sport solle religiös neutral bleiben. Das Argument, mit dem bereits im März die Weichen für die gestrige Erlaubnis gestellt wurden ( Kopfbälle und Hijab), lautet, dass es sich bei dem Hijab um ein kulturelles und nicht um ein religiöses Symbol handelt.

Für die Frauenliga ist dies nicht nachvollziehbar; zitiert werden Experten, die darauf hinweisen, dass das Tragen der Kopfbedeckung sehr wohl eine religiöse Pflicht sei. Darüberhinaus ignoriere die Entscheidung, dass der Sport vor allem ein "Fest des Körpers" und der Hijab eine Stigmatisierung des weiblichen Körpers sei. Auf die Neutralität von Sport gegenüber Politik und Religion müsse größter Wert gelegt werden, weswegen man auch fordert, dass für solche Stigmatisierung kein Platz bei den kommenden Olympischen Spielen in London eingeräumt werden darf. Die Teilnahme der iranischen Frauenfußballmannschaft, die wegen der getragenen Kopftücher bei der Qualifikation für die olympischen Spiele in London ausgeschlossen wurde, war Auslöser der neuen Debatte des Kopftuchstreites bei der Fifa.