Wir sind auch das eine Prozent

Neben der Spur

Wer denkt, es geht nur bei Reichtum und Nahrung darum, dass das eine Prozent die Hälfte von allem hat, der irrt. Bei der Datennutzung in den Netzen sieht es nicht anders aus

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Das eine Prozent, das die Hälfte aller Finanzmittel in einer Bevölkerung besitzt (oder mehr), muss sich seit Monaten vorhalten lassen, dass es eine Menge von Menschen gibt, die sich als 99 Prozent begreifen. Und das in Zeiten, in denen wir uns scheinbar längst daran gewöhnt haben, dass mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt hungern. Das dritte Naturgesetz des Eigentums lautet dann ja wohl: Mittel streben immer zu wenigen, die anderen gehen leer aus. Von den beiden anderen Gesetzen reden wir hier lieber erst gar nicht.

Und dann auch noch das: Zehn Prozent aller Internetnutzer brauchen 90 Prozent des Datenvolumens. Jungs, jetzt heisst es, sich warm anzuziehen. Wir sind eben auch 10 Prozent. Da hilft kein Protest.

Die wenigsten, die dann einen noch schöner zu verwendenden Hangout in Google+ nutzen, werden sich als Datenfettsack begreifen. Aber es ist so. Nutzer in der Dritten Welt kriegen wieder einmal die Brosamen ab, und so sehr man sich auch darüber den Kopf zerbrechen will, ob File Sharing Diebstahl ist oder nicht, es ist ein Wohlstandsphänomen, denn in Ländern mit armer Infrastruktur kann sich niemand den Download von ganzen Kinofilmen leisten - das geben ja die Leitungen schon gar nicht her.

Man ist schneller bei dem einen Prozent, das man auf Plakaten anprangert, als man glaubt, es kommt nur darauf an, von einer anderen Seite auf die Welt zu schauen.