Wirbel um Piraten-Sperre an NRW-Schulen

Das Wahlprogramm der Partei geriet bei der Software Schulfilter Plus versehentlich in die Kategorie "Drogen"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Neben dem institutionellen gibt es in Deutschland seit geraumer Zeit auch einen technischen Jugendschutz durch Filterprogramme. Problematisch daran ist zum einen, dass komplexe rechtliche Abwägungsprozesse zugunsten eines "lieber zu viel als zu wenig" aufgegeben werden. Zum anderen eröffnet die Auslagerung der Technologie auf demokratisch nicht kontrollierte Wirtschaftsakteure auch Missbrauchsmöglichkeiten.

Gestern sorgte in diesem Zusammenhang die Meldung für internationalen Wirbel, dass das Parteiprogramm der Piraten an Schulen in Nordrhein-Westfalen gesperrt sei. Tatsächlich war es von der Software Schulfilter Plus, die unter anderem in Soest und Gelsenkirchen eingesetzt wird, versehentlich in die Kategorie "Drogen" eingeordnet worden.

Dem Hersteller Time for Kids Informationstechnologien GmbH zufolge geschah dies offenbar durch einen Crawler, der täglich fünf Millionen Seiten automatisch kategorisiert. Dies geschieht mittels semantischer Analyse, die eigentlich sicherstellen soll, dass nur solche Seiten in die Kategorie aufgenommen werden, die sich für Drogenkonsum aussprechen. Nachdem die Charlottenburger Firma von einer Lehrerin, die einem Schüler die Analyse des Parteiprogramms als Aufgabe gestellt hatte, auf den Fehler aufmerksam gemacht wurde, änderte man die Einstufung händisch.

Gegenüber Telepolis betont Time for Kids, dass Schulfilter Plus selbst keine Sperren vornimmt, sondern nur in Kategorien einordnet, die dann von Lehrkräften oder der Schulleitung je nach Bedarf zugelassen oder blockiert werden können. Damit übe man keine Zensur aus, sondern gebe Erwachsenen die Möglichkeit, zu bestimmen, was Kinder sehen sollen und was nicht. So könnten zum Beispiel Lehrer das Internet gezielt im Unterricht nutzen, ohne Ablenkung durch Facebook oder Datenschutzprobleme fürchten zu müssen.