Art_server

Eine neue Veröffentlichung über Netzkunst

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"Server entsprechen Stargates, Verbindungsrouten zwischen verschiedenen Welte, sind Teleporter-Zonen im unrealen Tournament. Art-Server stehen als Zwischenzonen der kommerziellen Netzorte und Netzkunst. Nun geht es um das Reflektieren dieser Kristallisationspunkte und ihrer sich in ihren Facetten widerspiegelonden Verbindungen, um Denken, Handeln und Prozessieren im anthropologischen und soziologischen Sinn", heißt es im einleitenden Essay von Herausgeberin Margarete Jahrmann des kleinen Readers "Art_Server: Stargate zu Netculture", der gerade erschienen ist. Und in der Tat sind die Artserver zwar ein zentraler, aber bisher untertheoretisierter Aspekt der Netzkunst. Bis auf eine Konferenz, die 1998 in London stattgefunden hat, ist dieses Thema leider bisher kaum behandelt worden, was "Art_Server: Stargate zu Netculture" jetzt nachholen will.

Das broschierte Heft fasst Vorträge und Künstlerstatements zusammen, die zu drei Ausstellungen entstanden sind, die die Herausgeberin, die Wiener Medienkünstlerin Margarete Jahrmann, im O.K. Centrum für Gegenwartskunst in Linz kuratiert hat. Über diese Ausstellungen erfährt man aus "art_server" leider wenig, dabei scheinen sie interessante Versuche gewesen zu sein, ein Problem zu lösen, dass die Netzkunst von Anfang an geplagt hat: die Unmöglichkeit, sie in traditionellen Kunsträumen auszustellen. Auch die Künstlerliste weist angenehm wenig der "usual suspects" auf.

Wer mehr darüber erfahren will, wer und wie man Artserver betreibt, wird von dem Heft allerdings enttäuscht: der Reader blendet ökonomische und soziale Aspekte weitgehend aus, und konzentriert sich auf die kontextbildende und die ästhetische Bedeutung der Kunstserver. Selbst eine Übersicht darüber, welche Kunstserver es gibt, wie sie entstanden sind und wer sie betreibt, fehlt in der Publikation. Stattdessen überwiegen theoretische Aufsätze, die zum Teil allerdings bis an die Grenze der Lesbarkeit mit Netzkauderwelsch und affigen Anglizismen überfrachtet sind. Witzigerweise sind die einzigen ohne ein Englisch-Deutsch-Dictionary lesbaren Beiträge die aus dem Englischen übersetzten Künstlerstatements. So ist "Stagate" zwar eine interessante Quellensammlung, seinem selbstgewählten Anspruch, das Phänomen "Artserver" umfassend darzustellen und zu analysieren, kommt der Reader nicht nahe.

Margartete Jahrmann; O.K. Centrum für Gegenwartskunst OÖ (Hrsg.): Art_server: Stargate zu Netculture - Texte und Positionen zu Netz-Kunst, -Kontext und -Kultur, Wien 2000 (Triton Verlag), 76 Seiten mit 32 Abbildungen, deutsch und englisch, öS 220/30 DM, mit Beiträgen von Konrad Becker, Eric Davis, Kristin Lucas, James Wallbank, Margarete Jahrmann, Thomas Feuerstein u.a.