Der Deutschen Bahn droht wegen Expo Millionenloch

20.000 statt 135.000 Bahnreisende täglich.

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Der Deutschen Bahn AG droht wegen des geringen Fahrgastaufkommens im Expo-Verkehr bereits ein mehrfaches neues Millionenloch. Nur rund 300.000 vermutliche Expo-Besucher reisten in den ersten beiden Juniwochen insgesamt per Bahn nach Hannover. Pro Tag ergäbe sich daraus eine Zahl von maximal 20.000 Personen, errechnete die Transnet Gewerkschaft der Eisenbahner in Niedersachsen.

Ursprünglich propagierte die Bahn, sie werde täglich bis zu 135.000 Bahnreisende zur Expo transportieren. In den fünf Expo-Monaten sollten ca. 13 Millionen Menschen die Expo auf der Schiene erreichen. Bliebe es aber bei den jetzigen Zahlen, würde davon nur ein Viertel wirklich mit der Bahn zur Weltausstellung reisen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn gibt die Schuld am fehlkalkulierten Expo-Reiseverkehr weniger der DB AG. Das Expo-Management habe einfach mit unrealistischen Besucherzahlen hochgestapelt. Bei der Initiative "Manifest der 1.435 Worte" gegen die Privatisierung der Bahn und für eine bürgernahe "Flächenbahn" sieht man den Anteil der Bahn am Desaster kritischer. Um sich jetzt aus der Verantwortung zu stehlen, sei die Bahn zu lange und zu intensiv in die Expo-Vorbereitung und Öffentlichkeitsarbeit eingebunden gewesen.

Die Bahn jedoch signalisierte, man wolle zunächst abwarten. Eine Bahnsprecherin in Berlin ließ durchblicken, dass der Kanzler persönlich bei Bahnchef Mehdorn interveniert habe, die Expo bitte noch nicht aufzugeben oder abzuschreiben.