Was Dracula schon immer wusste

Blut von jungen Mäusen stoppt Verfallserscheinungen bei alten

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In den aktuellen Ausgaben der wissenschaftlichen Fachzeitschriften Science und Nature Medicine finden sich Studien, die darauf hindeuten, dass das Blut jüngerer Mäuse Verfallserscheinungen bei älteren umkehren kann.

In Nature Medicine schildern der Stanford-Biologe Tony Wyss-Coray und sein siebzehnköpfiges Forscherteam, wie sie den Blutkreislauf von eineinhalbjährigen Labormäusen (die eine natürliche Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren haben) mit dem von drei Monate alten Mäusen verbanden, die seit etwa sechs Wochen geschlechtsreif waren.

Dabei stellten fest, dass sich der Hippocampus der älteren Mäuse (der eine zentrale Rolle bei der Gedächtnisverwaltung spielt) demjenigen ihrer jüngeren Artgenossen anglich: Er produzierte mehr Moleküle, die man mit Lernprozessen in Verbindung bringt. Auch die bei alten Tieren gemeinhin schwächer ausgeprägte Fähigkeit zur Vernetzung von Neuronen verbesserte sich deutlich.

22 Monate alte Labormaus vom Stamm C57BL/6. Foto: Wualex. Lizenz: Public Domain.

Anschließend testeten sie, ob sich die Veränderungen auch praktisch auswirken: Dazu setzten sie Mäuse in ein Wasserbassin, in dem die Tiere eine Erhöhung wiederfinden sollten, auf der sie stehen konnten und nicht schwimmen mussten. Dabei zeigte sich, dass ältere Mäuse, denen man das Blutplasma von jüngeren gespritzt hatte, die Erhöhung deutlich schneller wiederfanden als ihre unbehandelten Altersgenossen. In einem weiteren Test, in dem sie lernen mussten, sich nicht mehr zu bewegen, wenn sie in eine bestimmte Umgebung kamen, schnitten die mit Jungblut behandelten Mäuse ebenfalls klar besser ab.

Darüber, wie der beobachtete Effekt entsteht, rätseln die Forscher noch. Sie vermuten, dass das Blut der jüngeren Mäuse ein bestimmtes Protein oder eine Kombination von Proteinen enthält, die dafür verantwortlich ist: Erhitzt man das Jungblutplasma nämlich, bevor man es den älteren Mäusen spritzt, dann hat es keinen positiven Effekt mehr. Das könnte deshalb der Fall sein, weil die dafür verantwortlichen Proteine durch die Temperaturerhöhung zerstört werden.

An der Eliteuniversität Harvard hat man bereits eine konkretere Vorstellungen, um welches Protein es sich handeln könnte: Sein Namen lautet Growth Differentiation Factor 11 oder kurz "GDF11". Vom Neurowissenschaftler Lee Rubin und von der Regenerativbiologin Amy Wagers angeführte Forscherteams kommen in zwei Aufsätzen in der aktuellen Ausgabe von Science zum Ergebnis, dass dieses Stammzellenregulierungsprotein den Geruchssinn, das Blutgefäßwachstum und das Muskelgewebe von mit Jungblut behandelten älteren Mäusen maßgeblich verbessern kann. Die Harvard-Universität hat sich GDF11 nun patentieren lassen und spricht mit Pharmakonzernen, um daraus ein Medikament zu entwickeln.

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