Flughafen München im Chaos: Klimaaktivisten legen Betrieb lahm

Aktion am Flughafen München, 18.05. 2024. Pressefoto: Letzte Generation

Protestaktion der Letzten Generation offenbart Sicherheitslücken – Politiker reagieren empört und fordern härtere Strafen. Passagiere bleiben ruhig.

Neulich, an einem Spätnachmittag Anfang Mai, wurden 2.000 Reisende am Flughafen München auf die Geduldsprobe gestellt. Das Abfertigungsgebäude im Terminal 1 wurde zweieinhalb Stunden lang gesperrt und teilweise evakuiert, weil "ein Mensch aus dem öffentlichen Bereich des Flughafens in den Sicherheitsbereich gelangt" sei.

Sicherheit am Flughafen Franz-Josef Strauß

Die gesuchte Person wurde nicht gefunden. Resultat des Vorkommnisses: "einige Verspätungen". Als Hörer einer solchen Nachricht staunt man darüber, was für eine Maschinerie in Gang gesetzt wird, für einen möglicherweise harmlosen Vorgang. Aber wer weiß das schon in solchen Zeiten.

Jedenfalls reicht offenbar eine Person, die in die falsche Tür geht, um vorsorglich einen ganzen Terminal evakuieren zu lassen. Also alles in Ordnung mit der Wachsamkeit? Die Reaktionsfähigkeit am Münchner Flughafen verlässlich fein eingestellt und hochempfindlich, wenn auch in diesem Fall erfolglos, was das Sicherheitsrisiko angeht?

Ein Loch im Zaun

Am heutigen Morgen, zehn Tage später, wurden die Sicherheitsvorkehrungen neu getestet. Noch vor Sonnenaufgang hatten sich sechs Mitglieder der Letzten Generation auf den Weg zum Münchner Flughafen gemacht.

Es ist gelang ihnen, in den "inneren Bereich des Airport-Geländes einzudringen" und sich "auf den Rollbahnen festzukleben", teilte ein Flughafensprecher mit.

Zu Pfingsten sucht eine Masse Menschen in der südlichen Provinz Deutschlands den Fluchtweg weiter nach Süden: 350.000 Passagiere werden am ersten Ferienwochenende erwartet, 2.860 Flüge zum Abfertigen. Für heute waren in München etwa 1000 Starts und Landungen geplant.

Das Timing der Klimaaktivisten stimmte also. Vor fünf Uhr morgens am Flughafen sein, ein Loch im Zaun finden und "sich in Zweiergruppen an unterschiedlichen Stellen des Münchner Verkehrsflughafens auf den Asphalt setzen". So lautete der Plan der Letzten Generation laut eines BR-Berichts.

Er ging auf: Sie klebten sich an "Zubringer-Rollbahnen neben den Landebahnen" fest. Ab 5.19 Uhr war der Flughafen laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) für knapp zwei Stunden voll gesperrt.

Zum Plan der Aktivisten gehört hauptsächlich die Reaktion.

Im Flugzeug: Passagiere behalten Contenance

Die Insassen eines Fluges, der frühmorgens in Richtung einer Mittelmeerinsel starten sollte, reagierten unaufgeregt. Sie behielten ihre Contenance. Man blieb trotz der Geduldsprobe gefasst, wie dem Autor mitgeteilt wurde.

Die Passagiere der vollbesetzten Maschine warteten zwei Stunden, in etwa die Flugzeit bis zur Insel, zwar sichtlich genervt, wie Passagiere mitteilten, aber sie hockten gefasst und ruhig in der Maschine, ohne jedes Zeichen einer lauten Empörung.

Die Empörung der Politiker

Die reichten dann die politischen Vertreter nach. Und sie waren deutlich. Innenministerin Nancy Faeser (SPD):

Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis & Wut hervorrufen. Gut, dass die Bundespolizei schnell durchgegriffen hat. Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die Schutzmaßnahmen am Flughafen überprüft werden.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP):

Der Vorfall am Münchner Flughafen ist kein legitimer Protest, sondern kriminell. Mutwillig werden Menschenleben gefährdet und großer wirtschaftlicher Schaden billigend in Kauf genommen. Es unterstreicht, dass wir dringend eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes brauchen.

CSU-Generalsekretär Martin Huber:

Die Aktionen der letzten Generation sind lebensgefährlich - für sich und andere. Volle Härte des Rechtsstaats gegenüber diesen Klima-Chaoten. Diese Aktionen sind einfach nur dumm. #Klimakleber sind keine Aktivisten, sondern Straftäter.

Bayerischer Innenminister Joachim Hermann:

Das war erneut eine absolut hirnlose Aktion der Klimachaoten. Mit solchen Blockaden in den Flugverkehr einzugreifen - und dies zu Beginn der Reisezeit - ist nicht nur rücksichtslos, sondern gefährdet potenziell das Leben vieler Menschen.

Aktivisten festgenommen

Laut dem bayerischen Innenminister wurden insgesamt acht Aktivisten festgenommen. Zwei Personen konnten durch Kräfte der Flughafensicherheit und der Bundespolizei noch am Zaun festgenommen werden, bevor sie auf ein Rollfeld gelangten.

Ihnen allen drohen wegen "gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr" Freiheitsstrafen. Das persönliche Risiko für die Letzte Generation ist hoch. Die Aussichten, dass ihre Aktionen die Feriensehnsucht nach dem Süden stillen, dagegen niedrig.

Urlauber im Stau

Die Aktion am Flughafen ist nicht die einzige, mit der Klimaaktivisten heute Aufmerksamkeit erregen. Urlauber stehen im Stau, weil mehrere wichtige Straßen in Österreich und in der Schweiz nach Süden blockiert werden.

Autofahrer verlieren die Fassung, berichtet der Münchner Merkur: "Wer über Pfingsten mit dem Auto in den Urlaub möchte, braucht derzeit gute Nerven."