USA verbieten Import von russischem Uran und sind dennoch darauf angewiesen

Atomkraftwerk Doel in Belgien

Joe Biden unterzeichnet das Gesetz HR 1042, das Uranimporte aus Russland verbietet. Doch viele US-Atomkraftwerke sind auf diese angewiesen. Was passiert nun?

Vor kurzem hat US-Präsident Joe Biden das Gesetz HR 1042, auch bekannt als Prohibiting Russian Uranium Imports Act, unterzeichnet. Es sieht ein Importverbot für Uranprodukte aus Russland vor und tritt 90 Tage nach der Unterzeichnung in Kraft.

Biden unterzeichnet Gesetz gegen russisches Uran

Es verbietet die Einfuhr von schwach angereichertem Uran (LEU), das in Russland oder von einem russischen Unternehmen hergestellt wurde. Ausnahmen sind unter bestimmten Umständen bis zum 1. Januar 2028 möglich.

Dies gilt jedoch nur für begrenzte Mengen, die im Rahmen eines früheren Anti-Dumping-Abkommens zwischen den USA und Russland vereinbart wurden.

Ausnahmen und symbolische Wirkung des Importverbots

Wie bei den Zöllen auf chinesische Elektroautos ist das Importverbot vorerst nur symbolischer Natur. Experten zeigten sich gegenüber der Asia Times überzeugt, dass niemand das Gesetz ohne Ausnahmeregelungen durchsetzen wird. Der Grund: Zahlreiche Atomkraftwerke in den USA sind auf LEU aus Russland angewiesen. Und perspektivisch dürfte die Bedeutung der Kernenergie in den USA sogar noch zunehmen.

Seit Jahrzehnten streiten die USA mit Russland um russisches Uran. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 befürchtete die US-Industrie, dass die Russen den US-Markt mit billigen Dienstleistungen bei der Urananreicherung erobern könnten.

US-Unternehmen reichten daraufhin eine Anti-Dumping-Petition ein. Dies führte 1992 zur Verabschiedung des Russian Suspension Agreement (RSA) zwischen dem US-Handelsministerium und dem russischen Atomenergieministerium (heute Rosatom). Das Abkommen führte formelle Quoten für den Import von russischem angereichertem Uran ein. Das Abkommen wurde 2008 und 2020 geändert.

Russisches Uran: Ein wichtiger Teil des US-Energiemixes

Seitdem ist russisches Uran aus dem Energiemix der USA nicht mehr wegzudenken. Nach Angaben der US Energy Information Administration liefert Russland rund 24 Prozent des angereicherten Urans für die 94 kommerziellen Reaktoren in den USA. 12 Prozent kommen aus Deutschland und 11 Prozent aus Großbritannien. Die US-Produktion macht 27 Prozent aus. Damit verfügt Russland über rund 44 Prozent der weltweiten Anreicherungskapazitäten.

Dagegen ist die entsprechende Industrie in den USA seit den 1980er-Jahren weitgehend verschwunden. Die einzige verbliebene Anlage ist die von Urenco in New Mexico, die erst 2010 in Betrieb genommen wurde. Das Unternehmen gehört Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden.

Ein weiteres Unternehmen ist Centrus Energy. Es war bis 2001 als United Enrichment Corporation (USEC) bekannt, stellte dann aber den Betrieb ein. Seit 2014 ist das Unternehmen unter neuem Namen wieder aktiv. Sie entwickelt nun neue Zentrifugentechnologien, ist aber vor allem als Zwischenhändler für angereichertes Uran tätig. Das russische Unternehmen Tenex ist laut Asia Times der größte Lieferant.

Hoffnung auf Ausbau der eigenen Lieferketten

US-Regierungsbeamte zeigen sich dennoch von der positiven Wirkung des Verbots überzeugt. In den USA – wie auch bei ihren Verbündeten – sollen die Kapazitäten der AKW deutlich ausgebaut werden. Die Rede ist von einer Verdreifachung bis 2050. Um dies zu ermöglichen, sollen die eigenen Lieferketten ausgebaut werden.

Die westlichen Staaten setzen bei ihren Plänen auf kleine, modulare Reaktoren. Viele Unternehmen sind zuversichtlich, dass die ersten dieser Reaktoren bis 2030 in Betrieb gehen können. Bislang befinden sich die meisten jedoch noch in der Planungsphase.

Neue Reaktoren benötigen hochangereichertes Uran

Der Pferdefuß dieser Pläne ist, dass viele dieser neuen Reaktoren hochangereichertes Uran (HALEU) benötigen. Russland ist aber bisher die einzige kommerzielle Quelle für HALEU.

Auch in den USA sollen mit staatlicher Unterstützung Produktionskapazitäten aufgebaut werden, doch sind die Projekte bisher kaum über die Demonstrationsphase hinausgekommen. Sie sollen bald eine Produktion von 900 Kilogramm HALEU ermöglichen, was den Bedarf bei Weitem nicht deckt.