Jugend forscht für DARPA

US-Militärforschungsbehörde sucht Zusammenarbeit mit Schülern. Für die Jugendlichen gibt es Preisgelder, aber keine Ansprüche auf Immaterialgüterrechte

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Es ist schon einige Jahre her, dass John Brockmans Buch "Die Dritte Kultur" auf einen Wechsel aufmerksam machte: Die Dominanz der Geisteswissenschaften in der öffentlichen Kultur werde durch die der Naturwissenschaften abgelöst. Der Schlüssel für die Antworten auf wichtigen Fragen der Menscheit würden bei letzteren liegen, war in dem 1995 erschienenen Buch zu lesen. Der Schwerpunktwechsel ist mittlerweile gut zu beobachten. Die Forderungen, dass beim Nachwuchs das Interesse für Naturwissenschaften mehr gefördert werden muss, zeigen längst Wirkung und nicht nur in den Stundenplänen der Schüler. Schon an Grundschulen werden Forscherlabore eingerichtet, mit breiter Unterstützung und großer Nachfrage. Zu beobachten ist das auch an kleineren Phänomen, etwa bei Geburtstagsfeiern von Achtjährigen, die entweder in einem Technikmuseum Flugzeuge bauen oder im Inneren eines Forschungsmobils Experimente durchführen.

DARPA, der Forschungsarm des amerikanischen Verteidigungsministeriums, will sich nun das Interesse von jugendlichen Schülern an Technik zunutze machen. Hat man bislang schon mit Universitätsstudenten zusammengearbeitet und offensichtlich gute Erfahrungen gemacht, etwa beim Adaptive Vehicle Make (AVM), so will man jetzt auch Schüler der Highschool für ein Projekt namens "Manufacturing Experimentation and Outreach" für eine Zusammenarbeit motivieren.

Es geht darum, technisches Wissen für den Bau von Robotern, Drohnen, Fahrzeugen, für alle Arten von "cyber-electro-mechanical systems", in Anwendung zu bringen: "simply to make things". Vorgesehen ist, mit zehn Schulen anzufangen, in zwei weiteren Jahren sollen es hundert sein und schließlich tausend. Selbstverständlich gibt es Preise - aus dem Pentagon-Budget.

Das wirft bei einigen Kritikern Fragen auf, die in den moralischen Bereich hineinreichen, Bedenken wegen der Herkunft des Geldes und wegen der Möglichkeit, dass Schüler damit an einer Art Dual-Use-Projekt arbeiten. Der Leiter des Pilot-Projektes verneint dies: Die Schüler würden keine Waffen für das Militär bauen, wird er zitiert. Dem Satz folgt dann aber eine Begründung, die einen militärischen Nutzen nicht völlig auschließt und die den Gedanken daran, dass der militärische Nutzen in der Technik überhaupt auszuschließen wäre, als naiv hinstellt:

"There’s a small segment (of the hacker community) that is uncomfortable with the fact that we took DARPA funding to do education work," he said. "It’s naive to think the world of tech is not engaged with the military on every level and vice versa."

Ungeteilte Zustimmung für das Programm kommt von einem Mitglied der Electronic Frontier Foundation (EFF), Rebecca Jeschke:

"Alles, was Schülern dabei hilft, coole Sachen mit Naturwissenschaften anzustellen ist gut. Technik ist cool."

Doch hätte die EFF, bekannt für kritisches und waches Eintreten für Bürgerrechte, allen Grund auch bei diesem Projekt genauer hinzuschauen, denn das Verteidigungsministerium hat seine ganz eigene Auffassung von Immaterialgüterrechten, bei der die Arbeit der Schüler nicht gut wegkommt:

"The Defense Department wants unlimited rights to everything the students build, including all algorithms, source code, equipment and test use cases."