Von Elektroschockwaffen zur Handyüberwachung

Taser versucht, Sicherheitstechnik für Eltern zur Kontrolle der Handys und des Autos der Kinder anzubieten.

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Das Unternehmen Taser, das die umstrittenen Elektroschockwaffen desselben Namens herstellt und als Friedensbringer sowie Gewaltreduzierer anpreist, will nun auch neue Geschäftsfelder erschließen. Zur Consumer Electronics Show stellte Taser den Protector für den Familienschutz vor. Man ist der Meinung eine Marktlücke für Eltern entdeckt zu haben, die in Sorge sind, was ihre Kinder mit ihren Handys und ihren Autos so treiben.

"A mobile phone is a powerful multimedia device, and with it, children have access far beyond the schoolyard and neighborhood. As they choose friends and make important decisions, your influence as a parent is becoming less significant. And the consequences are become more and more severe." - Taser

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Werbung von Taser für den "Protector". Bild: Taser

Das Problem ist meist einfach. Man gibt seinem Kind ein Handy und dann, so Taser-Chef Tom Smith, "weiß man nicht, mit wem es spricht, was sie verschicken oder als SMS senden." Die Erziehungsmacht der Eltern soll nun auch auf diesen wilden Teil der neuen Welt erweitert werden. Da gibt es zwar schon länger Möglichkeiten, die Nutzung der Kinderhandys einzuschränken oder deren Aufenthaltsort zu ermitteln, aber Taser bietet eine Totalüberwachung an. Mit dem "Mobile Protector" sollen nicht nur Anrufe und SMS kontrolliert werden können, man kann auch Telefonnummern blockieren und den Kindern beim Sprechen zuhören.

Wer mehr Kinder hat, der kann etwa auf einem Notebook einsehen, welche Handys überwacht werden und ob die Kinder nur mit den genehmigten Personen telefonieren. Eine Warnung gibt es, wenn ein Kind eine unbekannte Nummer anruft. Dann lässt sich aus der Ferne das Gespräch unterbrechen oder erst einmal herausfinden, um wen es sich handelt, bevor das Kind dann telefonieren darf.

Das wird natürlich das Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und Eltern enorm steigern. Während einst Kinder außer Kontrolle waren, wenn sie sich aus der Sicht- und Hörweite bewegten, und so einen von ihren Eltern unkontrollierten Raum erobern konnten, so schrumpfen in der digitalen Welt die Möglichkeit dieser Entfremdung, da Eltern zudem meist in der Angst leben, ihre Kinder möglichst lange nicht alleine losziehen zu lassen, weil die Welt da draußen böse ist. Mittlerweile hat sich auch die virtuelle Welt als böse erwiesen, also soll auch hier alles auf das Bekannte und Vertraute reduziert werden, da von dem angeblich weniger Gefahr ausgeht.

Man könne sehr streng starten, sagt Smith, und dann mit der Kontrolle etwas lockerer werden, wenn die Kinder älter werden. Selbst böse will man nicht sein, daher werden die Gesprächspartner benachrichtigt, wenn sich Vater und Mutter einschalten, um da mal zuzuhören. Wie soll man sich das vorstellen? Hallo, hier ist der Papa, sprecht nur weiter, ich höre euch nur mal zu, ob ihr auch keinen Scheiß macht.

Sonst dürfen Papa und Mama auch schon mal die Rolle als Zensoren einüben. So sollen SMS, Fotos und Videos, die versendet oder empfangen werden, auf anstößige Ausdrücke oder pornografische Inhalte überprüft werden. Die Eltern können dann entscheiden, ob sie etwas durchlassen, wenn die Kinder sich nicht längst ein anderes Handy besorgt haben, um ungestört ihren Tätigkeiten nachzugehen. Dann wäre es auch keine große Strafe mehr, wenn die Eltern für eine gewisse Zeit die Benutzung des überwachten Handys blockieren. Mit dem "Mobile Protector" lässt sich über GPS auch sehen, wo sich ein Kind aufhält.

Für Autos gibt es den "Driver Protector", wozu aber erstmal ein Gerät eingebaut und eine Bluetooth-Verbindung aufgebaut werden muss. Dann können die Eltern sehen, wie schnell ihre Kinder fahren oder unterbinden, dass sie beim Fahren das Handy benutzen. Im Sommer sollen die Elternüberwachungsspielzeuge auf den Markt kommen, die sich natürlich grundlegend von all dem unterscheiden, was bereits vorhanden ist.