Fahrlässig

Vattenfall pflegt in seinem AKW offensichtlich recht sorglosen Umgang mit radioaktivem Müll

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Dieser Tage zeigt sich wieder einmal, wie unzuverlässig die hiesigen AKW-Betreiber sind. Auf dem Gelände des AKW Brunsbüttel an der Unterelbe in Schleswig-Holstein wurden verrostete Fässer mit leicht- und mittelradioaktivem Abfall gefunden, der dort seit Jahrzehnten lagert und seiner endgültigen Entsorgung harrt. Mit der gestaltet es sich bekanntlich schwierig, weil zum Prinzip der Atomwirtschaft gehört, erst jede Menge hochriskante Abfälle zu produzieren und es dann der öffentlichen Hand zu überlassen, irgendwann später einmal für ein Endlager zu sorgen.

Nach Angaben der taz ist mindestens eines der Fässer beim Versuch, es zu leeren, auseinandergebrochen. Glaubt man dem Kieler Justizminister, so hat natürlich mal wieder keinerlei Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden. Zumindest für die Arbeiter, die mit den Gefahrenstoffen hantierten, muss das aber bezweifelt werden. Bemerkenswert ist dabei nicht nur, dass sich der Betreiber Vattenfall offensichtlich jahrelang nicht um die Fässer gekümmert hat, sodass diese still vor sich hin rotten konnten. Nach der Beschreibung der taz ist die Unterbringung der Fässer in einer unterirdischen Kaverne auch nicht dazu angetan, dass sie regelmäßig kontrolliert werden könnten. Da wurde offensichtlich nach dem Motto "Wird schon nichts passieren" agiert, und das nicht nur vom heutigen Betreiber Vattenfall, sondern auch von dessen Vorgänger, den seinerzeit landeseigenen und sozialdemokratisch kontrollierten Hamburgischen Electricitäts-Werken HEW.

"Es ist wirklich unfassbar", meint Lars Harms, der im Kieler Landtag den SSW, die Partei der Friesen und Dänen vertritt. "Jedem Imbissbudenbesitzer, der sein Frittieröl nicht ordnungsgemäß lagert, droht der Entzug der Betriebsgenehmigung. Wenn ein AKW-Betreiber seine Atommüllfässer vergammeln lässt, dann muss er aufräumen und darf dann weiter machen wie bisher." Harms fordert, dass die Regeln für die Betreiber verschärft werden, wobei ihm sicherlich zuzustimmen ist. Was das Land braucht, wäre eine Atomaufsicht, die ihre Aufgabe auch wirklich ernst nimmt. Unter anderem könnten dazu unangemeldete Kontrollbesuche in den AKW gehören, für die es bisher keine Handhabe zu geben scheint.