Rauchverbote auch zuhause

Wie Gesetze zur privaten Norm werden: Amerikanische Wissenschaftler widerlegen die These, wonach das Verbot öffentlichen Zigarettenkonsums in privaten Räumen kompensiert wird

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Als München noch Raucherclubs erlaubte, kam es, dass selbst hartgesottene Raucher die Bar zwischendrin verließen, um ihre Bronchien auszulüften und um ihren gereizten, geröteten Augen eine Pause vom beißenden Qualm zu gönnen. Das wurde bei einer Zigarette an der frischen Luft mit einigem Humor kommentiert und mit der These, dass drinnen anders als früher mehr geraucht würde, um das Verbot andernorts zu „kompensieren“.

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie, erschienen in der Dezember-Ausgabe des  American Journal of Preventive Medicine, hat eine solche Kompensationsannahme genauer untersucht. Kai-Wen Cheng, A. Glantz et al. ging es unter anderem darum, herauszufinden, ob die öfters von Gegnern des Rauchverbotes geäußerte Annahme stimmt, wonach das Rauchverbot an öffentlichen Orten mit einem stärkeren Zigarettenkonsum in privaten Räumen kompensiert würde, der Sucht wegen. Ihr Ergebnis stützt die Kompensationsannahme nicht.

Basierend auf umfangreichen Daten aus US-Bevölkerungsumfragen zum Tabakgenuss, die im Zeitraum von 1992 bis 2007 erhoben wurden, kam man zu einem ganz anderen Schluss: Dass nämlich das Verbot des Rauchens an öffentlichen Orten auch in privaten Räumen die Norm verändert hat. In US-Countys, wo das Rauchen zu 100% in der Öffentlichkeit verboten war, wurde auch zuhause weniger in geschlossenen Räumen geraucht, vor allen in Familien mit Kindern. Eine Gegenüberstellung ergab, dass in 60,9 Prozent der Haushalte in Regionen mit umfassenden Rauchverbot auf öffentlichen Plätzen dies auch zuhause angewendet wurde. Währenddessen es in Countys mit einem weniger rigiden Rauchverbot, dies zuhause nur in 53,3 Prozent der Haushalte umgesetzt wurde.

"Strong clean indoor air laws are associated with large increases in voluntary smokefree-home policies both in the homes with and without smokers. These results support the hypothesis of norm spreading of clean indoor air laws."

Das Ergebnis sei konsistent mit einer Studie in Schottland, die den privaten Zigarettenkonsum in Zusammenhang mit Rauchverboten am Arbeitsplatz stellte. Auch dirt ergab sich, dass in den Wohnungen weniger geraucht wurde. Allerdings beschränkte sich die Untersuchung auf Familien mit Kindern. Eine australische Studie, die ebenfalls zitiert wird, ermittelte ebenfalls einen Zusammenhang zwischen privater Praxis und dem Rauchverbot am Arbeitsplatz. Demnach wurden in Haushalten, deren Mitglieder am Arbeitsplatz nicht rauchen dürfen, öfter ein Rauchverbot für Besucher beobachtet. Eine Studie in Irland konnte dagegen eine Beziehung zwischen öffentlichen und privaten Rauchverboten nicht ermitteln. Allerdings findet sich in ihr auch keine Bestätigung dafür, dass dies mit stärkerem Zigarettenkonsum zuhause kompensiert würde.

Herausgestellt wird, dass der Effekt der Anti-Rauchergesetzgebung auf häusliche Normen vor allem Kindern zugute kommt, nicht nur, weil die Luft zuhause besser ist, sondern auch, weil dadurch das Risiko gesenkt würde, dass sie selbst später zu Rauchern würden.