Kalifornien verbannt stromfressende Fernseher

Damit soll der Stromverbrauch im bevölkerungsreichsten Bundesstaat deutlich gesenkt werden; die EU hingegen zögert.

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Als erster Bundesstaat der USA will Kalifornien die Stromfresser verbannen. Elektrohaushaltsgeräte haben insgesamt in den letzten Jahren zu einem deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs beigetragen. Die neuen riesigen Flachbildfernseher, die teilweise in Haushalten den lieben langen Tag lang in Betrieb sind, haben daran einen guten Anteil. Deshalb haben die Regulierungsbehörden in Kalifornien nun einstimmig eine Vorschrift beschlossen, die eine deutliche Verringerung des Stromverbrauchs vorsieht.

Bis 2011 müssen alle neuen Geräte 33 % weniger Strom verbrauchen, von 2013 an darf deren Energieverbrauch sogar nur noch knapp halb so hoch sein. Die 35 Millionen Alt-Geräte, die im bevölkerungsreichsten Bundesstaat in Betrieb sind, dürfen aber weiter betrieben werden. Die Halbierung soll eine Einsparung von mindestens 8 Milliarden Dollar in zehn Jahre bringen. Mit der eingesparten Energie könnten fast eine Million Haushalte mit Strom versorgt werden. Die neuen Regeln, so die Erwartung, können die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxid um drei Millionen Tonnen reduzieren.

Vielen Verbrauchern ist auch heute noch nicht bekannt, dass die beliebten großen Flachbildfernseher nicht nur teuer in der Anschaffung sind, sondern oft dauerhaft den Geldbeutel belasten. Denn sie verbrauchen meist deutlich mehr Strom als herkömmliche Röhrengeräte. Bei Plasma- und LCD-Fernsehern kann es bisweilen zu einem mehrfach höheren Verbrauch kommen als bei Röhrenmodellen. Werte von über 500 Watt sind keine Seltenheit. Anders sieht es zum Beispiel bei OLED-Geräten aus, denen wohl die energiesparsame Zukunft gehören dürfte. Umweltschützer hoffen, dass aus Kalifornien wieder einmal ein Signal ausgeht und die neuen Regeln zu einem weltweiten Umbau des Markts führen könnten, weil die neuen Grenzwerte die strengsten der Welt seien. Der Vorstoß ist umso mutiger, da der Stromverbrauch in Kalifornien pro Kopf in den letzten drei Jahrzehnten stagnierte. Im Rest der USA ist er im gleichen Zeitraum um etwa 40 % gewachsen. In Kalifornien werden jährlich aber etwa 11 % aller Fernseher verkauft, die bisher etwa 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in den Haushalten ausmachen.

Deutlich zaghafter ist man in der EU. Hier wird man zwar die normalen Glühbirnen abschaffen, aber mit Stromfressern im Wohnzimmer geht man noch eher zaghaft um. In der Union werden erst ab August 2010 Mindestanforderungen für die Energieeffizienz von Fernsehern gelten. Mit den Vorschlägen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Elektrogeräten sollen dann ebenfalls große Mengen an Strom eingespart werden.

Nach Angaben der EU-Kommission hatten Fernsehgeräte im Jahr 2007 EU-weit einen Stromverbrauch von 60 Terawattstunden (TWh). Das entspreche einem Kohlendioxid-Ausstoß von 24 Millionen Tonnen. Ohne energiesparende Technik würde dieser Verbrauch bis zum Jahr 2020 voraussichtlich sogar auf 132 TWh steigen. Nach Prognosen der EU sollen die angestrebten Maßnahmen bis 2020 zu jährlichen Energieeinsparungen in Höhe von 51 TWh führen, wovon 43 TWh auf Fernsehgeräte, 6 TWh auf Kühl- und Gefriergeräte und 2 TWh auf Waschmaschinen entfallen sollen.