Frauen haben mit reichen Männern doch nicht mehr Orgasmen

Eine Aufsehen erregende Studie erwies sich als falsch, weil die Psychologen nicht das richtige Statistikprogramm verwendet hatten

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Auch im Telepolis-Forum sorgte das Ergebnis einer Studie von britischen und niederländischen Psychologen im letzten Jahr für zahlreiche Beiträge. Sie wollten bei der Auswertung einer Umfrage unter 1.500 chinesischen Frauen herausgefunden haben, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Reichtum eines Mannes und der Zahl der Orgasmen gebe, die eine Frau erlebt. Je reicher, desto mehr Orgasmen. Die Psychologen schlossen daraus auf einen evolutionspsychologischen Zusammenhang, nach dem Frauen von reicheren Männern stärker erotisch angezogen werden.

Das klang schon damals sehr einfach und ist offenbar auch falsch, wenn auch nicht vollständig. Torsten Hothorn und Esther Herberich vom Institut für Statistik der LMU fanden die Aussage wohl auch zu einfach und wenig glaubwürdig, jedenfalls haben sie diese widerlegt. Das Ergebnis kam aufgrund eines falschen Statistikprogramms zustande, schreiben sie. Das hätten sie herausgefunden, als sie zu Lehrzwecken die öffentlich zugänglich Daten neu ausgewertet hatten.

Mit einem anderen statistischen Modell habe sich dann ein anderes Bild ergeben: "Die Orgasmushäufigkeit der Frauen hängt am stärksten mit ihrem Bildungsniveau, aber auch mit ihrem Gesundheitszustand und dem Alter zusammen. Jüngere und gesündere Frauen berichteten über häufigere sexuelle Höhepunkte als ältere und wenig gesunde. Das Einkommen des Partners erwies sich dagegen als unbedeutende Variable in diesem Zusammenhang." Also nicht je reicher der Mann, sondern je klüger die Frau ...

Zusammen mit den Psychologen der ersten Studie haben die Statistiker nun die neuen Ergebnisse in der Zeitschrift Evolution and Human Behavior veröffentlicht. Und sie weisen daraufhin, dass die Richtigstellung nur deswegen möglich war, weil die Daten öffentlich zugänglich waren: "Anders hätten wir ihre Schlussfolgerungen nicht überprüfen können", sagt Hothorn.. "Es sollte daher wissenschaftlicher Standard werden, sowohl die Originaldaten als auch die statistischen Analysemethoden zusammen mit den Ergebnissen zu veröffentlichen. Auf diese Art wäre der Weg, auf dem Schlussfolgerungen gezogen werden, für jedermann nachvollziehbar."