Schäuble spielt Sudoku im Bundestag, die ARD darf es nicht zeigen

Noch ein Fall aus der politischen Anstalt

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Es ist schon Pech. Da wurde doch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Montag gefilmt, als er zur Ablenkung während der Sitzung im Bundestags über das zweite Rettungspaket für Griechenland in Höhe von 130 Milliarden Euro Sudoku auf seinem iPad spielte. Frecherweise sendete die Tagesschau die Bilder, die nun auf YouTube weiter existieren, auch wenn die ARD selbst sie löschen musste.

Martin Kotthaus, der Sprecher von Schäuble, erklärte, die Fragen nach dem Sudoku-Spielen des Ministers seien "kurios", schließlich habe er die Nächte durchgemacht und sich lange Zeit ununterbrochen mir Sachthemen beschäftigt. Da sei eine solche Momentaufnahme doch seltsam.

Allerdings sind 130 Milliarden auch kein Pappenstiel, zudem ging es auch darum, ob das Parlament eine solche Verpflichtung für das deutsche Volk akzeptieren kann. Aber eigentlich darf auch mal ein Minister kurz abschweifen und sich mit einem Spiel vergnügen, den ganzen Tag kann man schließlich nicht arbeiten und dabei voll konzentriert sein. So hätte man das auch locker nehmen können, aber Kotthaus verwies lieber auf die Regeln des Bundestags, die es verbieten würden, dass Bildmedien persönliche Dokumente von Politikern für alle sichtbar zeigen.

Das Bundestagspräsidium, Präsident ist Norbert Lammert (CDU), wandte sich an die ARD und machte darauf aufmerksam, wie Bild berichtet: "Die unautorisierte Ablichtung persönlicher Unterlagen in der Weise, dass diese lesbar sind, ist untersagt."

Die ARD war folgsam, allerdings wäre die Frage, ob Sudokus als persönliche Unterlagen gelten können. Eigentlich wohl nicht, es sei denn man geht davon aus, dass das Eintippen der vermuteten Lösung das Persönlichkeitsrecht verletzt - eine interessante, aber wohl irrelevante Frage. Lammert wollte dazu aber doch lieber nichts sagen. Solche Verkrampfungen und Rechthabereien laden die an sich unbedeutende Sache auf - zumal das Agieren der Politik dem Verhalten der Finanzmärkte gleicht: Man zockt oder spielt notgedrungen.