Diekmanns Mailbox boxt zurück

Der BILD-Chef antwortet der TAZ

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Die TAZ-Redaktion hatte diesen Freitag um 10.00 Uhr ihrem Genossen Kai Diekmann in dessen Eigenschaft als BILD-Chefredakteur einen Fragen-Katalog bzgl. des Umgangs mit jener (un)präsididentialen Nachricht auf dessen Mailbox geschickt, welche derzeit die Medien beherrscht. Nachdem BILD die Staatsaffäre inzwischen satirisch verwertet, in der online-Ausgabe sogar etliche Parodien verbreitete, fiel die drei Stunden später eingetroffene vorläufige Antwort ebenfalls süffisant aus. Während die TAZ als Update lediglich die im Post Scriptum der Mail in Aussicht gestellte ernsthafte Antwort ankündigte, sickerte Diekmanns launiger Text inzwischen zum Branchendienst meedia durch und liegt nun auch TELEPOLIS vollständig vor.

Im Stil der Wulffschen Nachricht (soweit diese bekannt ist) bat der BILD-Chef „wegen seinen Reisen u.a. nach Ludwigshafen zum Altkanzler“ (statt zum Emir) um Aufschub und bot großzügig ein Treffen an, um sich zusammenzusetzen und darüber zu entscheiden, ob und wie man in die Schlacht ziehen wolle. Für ihn sei der „Punkt erreicht, an dem die Aller überschritten“ sei. Für den Fall, dass ein von der TAZ geplanter Artikel wirklich erscheinen sollte, werde er seine tazPresso-Tassen zurückschicken und seine TAZ-Anteile dem AWD zur Weitervermarktung zur Verfügung stellen. Wie in gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, rief Diekmann sogar nach Versendung der Mail die TAZ-Redaktion an, um sich für seine Nachricht "zu entschuldigen".

Das Sprachwerk reicht zwar nicht annähernd an fachmännische Bearbeitung des Themas heran, ist jedoch angesichts des an der Staatsaffäre beteiligten Protagonisten ein weiteres Statement. Die TAZ hat Diekmann bislang nicht den Gefallen getan, die sarkastische Mail ebenfalls zu veröffentlichen. Wahrscheinlich will sich das häufig medienkritische Blatt nicht nachsagen lassen, sich selbst über die Bande spielen zu lassen, wie sie es gegenwärtig den Kollegen vorwirft, welche die Posse auf Diekmanns Anrufbeantworter ventilierte. Was Diekmann mit der Bild-Zeitung gerade mache, so die TAZ, sei eine Grenzverletzung: Die Zeitung gebe ihre Beobachterfunktion weitgehend auf und verfolge nur mehr das Ziel, Wulff zur Strecke zu bringen. Seine - vermutlich ernsthaften - Antworten wird Diekmann bis Montag, 16.00 Uhr, nachreichen.

UPDATE: Inzwischen berichtet auch die TAZ.