"All we are saying is give Greece a chance"

Griechische Arbeitgeber werben in internationaler Kampagne für weitere Einschnitte zu Lasten der Griechen

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"All we are saying is give peace a chance" - unter diesem Slogan, von John Lennon in einem Song verewigt fanden sich Ende der 60er Jahre zahllose Anhänger der Friedensbewegung zusammen, um gegen Krieg zu protestieren.

In leicht abgewandelter Form soll diese Zeile auch heute wieder Menschen auf der ganzen Welt zusammenführen. Unter dem Motto "All we are saying is give Greece a chance" rufen griechische Unternehmen auf Facebook und in einer internationalen Werbekampagne für Solidarität mit Griechenland auf. Unter anderem in der International Herald Tribune, Le Figaro, Le Monde, der Financial Times, der Süddeutschen Zeitung und dem Wall Street Journal haben die Arbeitgeber Anzeigen geschaltet. Darin erinnern sie vor allem die Europäer daran, dass sich die Griechen zum "härtesten Sparprogramm der neueren Geschichte verpflichtet" hätten und dass sich Griechenland bereits im 5. Jahr in Folge in einer Rezession befinde und die Arbeitslosenquote die 21 Prozent-Marke bereits überschritten habe. Gleichzeitig werben sie um den Beistand Europas:

"Wir benötigen diesen Beistand, ebenso wie die Luft zum Atmen, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Und wir verdienen die Gewissheit, dass hierbei eine faire Chance auf Erfolg besteht."

Mit diesem "Teufelskreis" meinen die Initiatoren der Kampagne allerdings keineswegs den Kreislauf aus Sparmaßnahmen, Steuererhöhungen und Lohnkürzungen, der die einfache Bevölkerung in Griechenland in die Armut führt und die Wirtschaft des Landes schrumpfen lässt. Die Arbeitgeber wollen vielmehr, dass dieser Kurs fortgesetzt wird:

"Das griechische Parlament hat kürzlich weitere einschneidende Maßnahmen verabschiedet. Wir werden das Hauptaugenmerk auf die Strukturreform legen, nur so können wir ein neues Griechenland schaffen. Ein modernes und produktives Griechenland mit einer nachhaltigen Zukunft in Europa. Weitere Entbehrungen sind unumgänglich."

Vielmehr sind die griechischen Unternehmer offenbar um ihre eigene Reputation besorgt:

"Wir sind Bürger der EU, die hart arbeiten und ihre Steuern bezahlen - und doch sehen wir uns momentan unfairen Klischeevorstellungen ausgesetzt. Wir sind Europäer und wir streben an, in Europa eine konstruktive Rolle zu spielen. Wir werden unser Versprechen halten. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt. Wir haben bereits große Opfer gebracht. Wir sind bereit, mehr zu tun. Unser Einsatz ist unsere Zukunft."

Griechenlands Unternehmer fordern also weitere Belastungen der einfachen Bürger, die angesichts steigender Preise und sinkender Mindestlöhne ohnehin nicht mehr über die Runde kommen, wollen aber gleichzeitig die Solidarität der Europäer, wenn es darum geht, ihre infolge dessen kränkelnde Wirtschaft zu retten.

Hinter der Kampagne stehen eine ganze Reihe griechischer Unternehmen aus den verschiedensten Branchen wie der Bau- und der Stahlindustrie, aber auch Lebensmittelkonzerne und Handelsverbände, Banken sowie der Luftfahrtkonzern Aegan. Es bestehen auch Verbindungen zu deutschen Unternehmen: so beim Athener Flughafen, der zu 40 Prozent dem Baukonzern Hochtief gehört. Einen ebenso hohen Anteil hält die Deutsche Telekom am griechischen Telekommunikationsdienstleister OTE. Dessen hundertprozentige Tochter Cosmote ist ebenfalls an der Kampagne beteiligt.

Ausgedacht hat sich die Kampagne der griechische Werbefachmann Peter Economides, der 1997 bereits eine Imagekampagne für Apple gefahren hat. Economides ist überzeugt, dass jedes Land eine Marke sei, die nur entsprechend aufpoliert werden müsse. Ob Armut allerdings so imagefördernd ist, wie die Macher der Kampagne glauben, ist zweifelhaft. Die Griechen jedenfalls treibt ihre Not weiterhin auf die Straße.