Megaupload vom Netz

Kim Schmitz in Neuseeland festgenommen

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Nach Angaben des US-Justizministeriums und des FBI wurde der Deutsche Kim Schmitz alias "Kimble", "Kim Tim Jim Vestor" und "Kim Dotcom" in Neuseeland festgenommen, wo er sich seit 2010 regelmäßig aufhielt. Die US-Behörden beschuldigen ihn und sechs andere Personen mit dem Sharehoster Megaupload und anderen Websites über fünf Jahre hinweg gut 175 Millionen Dollar eingenommen und dabei für Rechteverwerter einen Schaden von mehr als 500 Millionen Dollar verursacht zu haben.

Bei der konzertierten Aktion gegen Megaupload, an der auch das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) beteiligt war, wurden neben Schmitz auch die Deutschen Finn B. und Matthias O. sowie der Niederländer Bram van der K. festgenommen. Alle drei hielten sich zusammen mit dem Hauptbeschuldigten in Auckland auf. An der "kriminellen Verschwörung zur Begehung von Urheberrechtsverletzungen" waren nach Ansicht der unter Präsident Obamas Justizminister Eric Holder gegründeten IP Task Force überdies der deutsche Geschäftsmann Sven E., der estnische Programmierer Andrus N. sowie der der slowakische Grafiker Julius B. beteiligt.

Schmitz und die sechs anderen Männer sollen der Pressemeldung des US-Justizministeriums zufolge auf Megaupload.com das Hochladen von aktuellen Kinofilmen und anderem nicht lizenziertem Material angeblich dadurch gefördert haben, dass sie Nutzer dafür bezahlten, was von den Beschuldigten bestritten wird. Ein Indiz dafür, dass die Site nicht in erster Linie als privater Online-Spind gedacht war, sieht man in Washington darin, dass nicht regelmäßig heruntergeladene Inhalte nach einiger Zeit gelöscht wurden. Außerdem soll Megaupload geschützte Inhalte nicht in seiner Download-Hitparade aufgeführt und absichtlich keine Suchfunktion angeboten haben, um Rechtsverletzungen zu verschleiern. Dafür warb man bei Werbekunden angeblich mit 50 Millionen Visits täglich und 150 Millionen registrierten Benutzern. Kurz bevor die Domain offline ging, hatte Megaupload eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, die Vorwürfe der US-Behörden seien "grotesk überzogen" und der Löwenanteil des Traffics nicht rechtsverletzend.

Die Razzien kamen insofern überraschend, als die Rechteinhaberindustrie und viele US-Politiker in den Debatten um die geplanten Internet-Zensur-Gesetze SOPA und PIPA den Eindruck erweckt hatten, sie hätten derzeit keine Möglichkeit, gegen im Ausland ansässige Sharehoster vorzugehen. Zudem hatte die Firma Megaupload Limited unlängst zahlreiche bekannte US-Musiker wie Alicia Keys und Kanye West für ein Werbevideo gewonnen und angekündigt, ein Modell anzubieten, das Rechteinhaber an den Einnahmen beteiligt.