Bombige Geburtstagsfeier

Zum 50jährigen Bestehen sprengt die ETA eine Guardia-Civil Kaserne in Spanien

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Die baskische Untergrundorganisation ETA hat vermutlich mit einem Anschlag den 50. Jahrestag ihres Bestehens am kommenden Freitag begangen. Mehr als 30 Jahre nach dem Tod des spanischen Diktators Franco ist der Konflikt ungelöst und eskaliert weiter. Ein deutlicher Ausdruck davon ist die Attacke auf die paramilitärische Guardia Civil in der nordspanischen Stadt Burgos.

Die Autobombe detonierte gegen 4.00 Uhr am Mittwochmorgen, sie stand hinter der Kaserne der Zivilgarden. 54 Personen wurden dabei leicht verletzt und die Kaserne schwer beschädigt. Die Fassade ist auf 14. Stockwerken eingestürzt, auch umliegende Gebäude wurden beschädigt. Die ETA habe bis zu 200 Kilogramm Sprengstoff eingesetzt und es erstaunt, dass die Sicherheit der Kaserne nicht verstärkt wurde. Bei Verhaftungen wurden jüngst Hinweise auf diesen Angriff gefunden.

Mit keinem Anruf, wie meist üblich, warnte die ETA vor der Bombe. Doch das ist bei Anschlägen auf die Guardia Civil nichts mehr Neues. Auch die Stärke der Explosion zeigt, dass sie bewusst Tote in Kauf nahm. Das entspricht der Eskalationsschraube, an der beide Seiten seit dem Scheitern der Friedensgespräche und der Waffenruhe im Juni 2006 drehen. Kürzlich zerstörte eine ETA- Bombe ein Parteibüro der regierenden Sozialisten (PSOE) und kurz zuvor ermordete sie einen Anti-Terrorspezialisten der Polizei bei Bilbao. Doch die spanische Regierung spricht, wie seit 50 Jahren, vom baldigen Ende der ETA.

Mit Verboten und Verhaftungen kriminalisieren seit 2004 auch die Sozialisten die gesamte linke baskische Unabhängigkeitsbewegung. Die Zahl der Gefangenen ist auf fast 800 angeschwollen und war in der Diktatur deutlich niedriger. Es wird versucht, ihr jeden Raum zu nehmen. Sogar der Nationale Gerichtshof sieht darin bisweilen schwere Eingriffe in die Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Sogar die Bilder von den Gefangenen dürfen nicht mehr gezeigt werden. Sie werden von der Polizei gewaltsam in Kneipen und Straßen des Baskenlands beseitigt. Wer das Bild seines Angehörigen aufhängt, läuft nun Gefahr, wegen Unterstützung der ETA in den Knast zu wandern.

Nach Angaben der baskischen Linken nutzt die PSOE auch erneut die "schmutzige Kriegsführung". Wie in den 1980er Jahren versuche sie mit Folter und Verschwindenlassen die baskische Linke zu zwingen, das Projekt eines vereinten, unabhängigen und sozialistischen Baskenlands aufzugeben. Ein schwerkranker Ex-Gefangener der ETA, der im Exil im französischen Baskenland lebte, verschwand dort im April spurlos. So ließen einst die von der Guardia Civil und der Polizei gespeisten Todesschwadrone etliche Menschen verschwinden. Sicherheitskräfte hätten seit Dezember 2008 vier weitere Ex-Gefangene entführt, zuletzt am 17. Juli Alain Berastegi. Er sei in einen Wald gebracht und gefoltert worden, erklärte er nachdem sie ihn laufen ließen. Es sollte zur Kollaboration gezwungen werden und für die Spitzeldienste sei ihm auch Geld angeboten worden.

Siehe dazu:

Spanien: Die Logik der Konfrontation hat gesiegt

Spanien will "Präventivschläge" auch im Innern ausführen