Jeder Mensch hat das gleiche Recht

China und Indien wollen über Pro-Kopf-Emissionsrechte sprechen. Klimaverhandlungen in Bangkok ohne große Fortschritte

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Die Klimaverhandlungen, die derzeit in Bangkok stattfinden, zeigen kaum Fortschritte. In Thailands Hauptstadt trifft sich noch bis zum Ende der Woche eine umfangreiche, hochkarätig besetzte Arbeitsgruppe, die einen Vertragstext für den UN-Klimagipfel im Dezember vorbereiten soll. Geht alles nach Plan, wird in Kopenhagen ein neuer Vertrag unterschrieben, der die Nachfolge für das Ende 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll antreten soll. Strittig ist unter anderem noch, ob der neue Vertrag die Fortschreibung des Kyoto-Protokolls darstellen wird, oder ein gänzlich neues Vertragswerk darstellt. Auf letzterem beharren unter anderem die USA, da sie dem Protokoll nicht beitreten wollen. Hintergrund: Die USA emittierten 2006 14,4 Prozent mehr Treibhausgase als 1990, laut Kyoto-Protokoll müssten sie ihre Emissionen gegenüber 1990 jedoch um fünf Prozent reduziert haben.

Statt dessen ist es auch unter dem neuen Präsidenten Barack Obama in Washington eine beliebte Methode, mit dem Finger auf China und Indien zu zeigen. China mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern hat die USA (300 Millionen Einwohner) 2007 als größter Emittent von Treibhausgasen überholt. Die indischen Klimaunterhändler haben allerdings schon Mitte der 1990er vergeblich gefordert, dass nicht nur über die absoluten Emissionen eines Landes, sondern auch über die Pro-Kopf-Emissionen gesprochen wird. 2007 hatte Indiens Premier Mammohan Singh dieses Konzept erneuert und angeboten, sein Land könne sich darauf verpflichten, die durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen der Industriestaaten nicht zu übersteigen. 2004 betrugen diese in Indien 1,4 Tonnen, in China 3,9, in Deutschland 9,8 und in den USA 20,6. (Reine CO2-Emissionen. In China dürfte der Wert inzwischen fünf Tonnen pro Kopf und Jahr übersteigen.)

Diesen Ball nahm Chinas Chef-Unterhändler Yu Qingtai in Bangkok auf. "Jeder Mensch hat das Recht auf einen fairen Anteil am atmosphärischem Raum", meinte er am Mittwoch auf der Konferenz. Nebenbei bemerkt ist daran auch interessant, dass sich Indien und China damit annähern. Bisher verstehen sich die beiden asiatischen Giganten meist als Konkurrenten und sind kaum in der Lage gemeinsame diplomatische Initiativen zu ergreifen. Yu verwies darauf, dass 20 Prozent der in den Industriestaaten lebenden Weltbevölkerung für 70 bis 80 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Die Nachrichtenagentur AP berichtet ohne Einzelheiten zu nennen, dass die chinesischen Äußerungen am Mittwoch zu einer erheblichen Konfrontation mit Vertretern der USA und der EU während einer UN-Pressekonferenz in Bangkok geführt hätten. Daran zeige sich, dass in den Klimaverhandlungen der Graben zwischen reichen und armen Ländern bisher nicht überwunden sei.