Aus dem Schönheitsfehler wird ein Systemproblem

VroniPlag ertappt den ersten Karriereprofessor

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Was haben Georgios Chatzimarkakis, Margarita Mathiopoulos und Loukas Mistelis gemeinsam? Antwort: Gewisse "Anleihen", die sie in ihren Doktorarbeiten machten und die nun via VroniPlag öffentlich wurden oder gerade werden. Bisher waren die dort ertappten Plagiatoren insofern eher kleine Fische, als ihnen der Doktortitel vor allem als Schmuck diente. Dies galt auch für Margarita Mathiopoulos, die zwar eine Honorarprofessur für US-Außenpolitik und Internationale Sicherheit an der Universität Potsdam inne hatte, aber hauptsächlich in politischen Zusammenhängen von sich Reden machte.

Nun scheint den Crowd-Korrektoren mit Loukas Mistelis der erste richtige Karriereprofessor ins Netz gegangen zu sein. Der Doktor der Rechte wurde nämlich nicht Politiker, sondern Direktor der School of International Arbitration am Centre for Commercial Law Studies (CCLS) der Londoner Queen-Mary-Universität. Außerdem ist er Sekretär des Advisory Council of the Convention on Contract for the International Sale of Goods (CISG-AC).

Als Experte für internationales Handelsrecht beriet Mistelis unter anderem das britische Wirtschaftsministerium, die internationale Handelskammer, die Kommission der Vereinten Nationen für internationales Handelsrecht (UNCITRAL) und die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Darüber hinaus entschied er mit, was in den Fachzeitschriften Arbitration International und Global Arbitration Review sowie in den Oxford University Press Monograph Series in International Arbitration veröffentlicht wurde und was nicht.

Die VroniPlag-Freiwilligen fanden in Mistelis 1998 an der der Hannoveraner Gottfried-Wilhelm Leibniz-Universität abgegebenen und ein Jahr später veröffentlichten Doktorarbeit mit dem Titel "Charakterisierungen und Qualifikation im internationalen Privatrecht - Zur Lehre einer parteispezifischen Qualifikation im Kollisionsrecht der privaten Wirtschaft" bislang auf knapp einem Drittel der Seiten Hinweise auf eine akademischen Ansprüchen nicht genügende Arbeitsweise - darunter zehn Seiten mit 50 bis 75 Prozent und weitere sieben mit mehr als 75 Prozent Text, den das Portal als "Plagiat" wertet. Bei der Universität Hannover und der Queen-Mary-Universität wollte bislang niemand eine Stellungnahme dazu abgeben.