"Geburtsurlaub" für nicht-heterosexuelle Partner

Frankreich: eine "Handvoll innovativer Unternehmen“ will den "Vaterschaftsschaftsurlaub" auch auf andere Lebensgemeinschaften ausdehnen

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Elf Tage bezahlter Urlaub ("congé paternité") stehen Vätern in Frankreich zu, wenn die Frauen, mit denen sie zusammen sind, Kinder bekommen. Der Urlaub ist in den ersten vier Monaten nach der Geburt zu nehmen. Der Anspruch gilt übrigens auch, wenn sich das Paar mittlerweile getrennt hat.

Wer weiß, welche Aufregung herrscht, wenn ein Kind zu einer Liebesbeziehung hinzukommt, was damit an Veränderungen und Neuorganisation des Haushalts einhergeht, weiß, dass die Auszeit nötig ist. Und wer in der Gegenwart lebt, weiß auch, dass die traditionelle "eheliche Gemeinschaft" längst nicht mehr die einzige Partnerschaft ist, die das Zusammenleben mit einem Kind beglücken will.

Während der Gesetzgeber in Frankreich - ohnehin noch nicht dazu bereit, das vertraglich beglaubigte eheähnliche Zusammenleben („ziviler Soldaritätspakt“ (PaCS)) mit der traditionellen Ehe gesetzlich gleichzustellen - bei adoptierten Kindern von homosexuellen Paaren größere Schwierigkeiten aufbaut, freuen sich Zivilorganisationen nun über erste Erfolge bei französischen Unternehmen. So berichtet die Libération davon, dass eine "Handvoll innovativer Unternehmen“ den "Vaterschaftsurlaub" nun als "Geburtsurlaub" (congé naissance) auch für nicht-heterosexuelle Gemeinschaften gewähren will.

Als großer Vorreiter wird das Telefonunternehmen SFR zitiert. Dort will man ab 1.März die 11-tägige Familien-Auszeit für schwule und lesbische Partner in den neuen Vertragsverhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen anbieten. Der Sprecher des Kollektivs Homoboulot (übersetzt etwa "Homosexuelle im Job"), Jérôme Beaugé, spricht zwar davon, dass dieser Schritt die Unternehmen "nicht viel kostet". Aber es sei auch klar, dass die Entwicklung noch Zeit brauche, immerhin sei Homosexualität vor dreißig Jahren noch bestraft worden. Wenn die Gewerkschaften sich bei den Fragen, die sich um "Gleichheit und Diversität" drehen, mehr engagieren würden, so würden wichtige Fortschritte sehr viel schneller gemacht.

Laut Libération soll es auch bei der nationalen Polizei die Tendenz geben, den "Geburtsurlaub" zu akzeptieren.