Norwegen hebt Leitzins wieder an

Nach Australien hat nun als erstes europäisches Land auch Norwegen die Leitzinsen erhöht

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Auch Norwegen hat die Zinswende eingeleitet. Als erstes europäisches Land hat nun auch Norwegen seine Leitzinsen erhöht. Wie allgemein erwartet, hat die norwegische Notenbank heute den Leitzins um 0,25 % auf nun 1,5 % leicht angehoben. Das nordeuropäische Land folgt damit dem Weg Australiens, welches die Leitzinsen schon Anfang des Monats erhöht hatte. Die Norges Bank in Oslo teilte nach der regulären Sitzung des geldpolitischen Komitees mit, dass wegen der günstigeren wirtschaftlichen Aussichten mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist. "Die Wirtschaftsaktivität in Norwegen hat wieder schneller zugelegt als erwartet", erklärte der Zentralbankchef, Svein Gjedrem. Deshalb sei es angemessen, den Leitzins weiter zu erhöhen, fügte er an. Der Zinssatz könne bis im März 2010 auf 2,25 % angehoben werden.

Ohnehin ist Norwegen sanft durch die Krise gesegelt, dafür sind auch die hohen Einnahmen aus dem Ölgeschäft mitverantwortlich. Wie in Australien war die Rezession Norwegens schon im zweiten Quartal vorbei. Im September sank die Arbeitslosenquote auf 2,7 %. Das ist die tiefste Quote in Europa. Die Notenbank ist auch besorgt über stark steigende Hauspreise, weshalb sie, um der Bildung einer Blase zu verhindern, nun die Leitzinsen langsam anheben will, um gegenzusteuern. Gjedrem hatte kürzlich vor einer "exzessiven" Entwicklung gewarnt, weshalb Beobachter auch einen Zinsschritt von 0,5% nicht ausgeschlossen hatten.

Vor allem in Staaten wie den USA, Großbritannien, Irland und Spanien, in denen Immobilienblasen geplatzt sind, zieht die Wirtschafts- und Finanzkrise besonders tiefe Spuren. Die Arbeitslosigkeitsquoten stiegen stark an und einige Länder stecken schon in der Deflation, in der Japan erneut versinkt.

Die bedeutenden Zentralbanken in Washington, Frankfurt und London werden wohl zunächst weiter an der Niedrigzinspolitik festhalten. Sie entscheiden in der kommenden Woche. Da Großbritannien noch immer in der Rezession steckt, ist in London kein Zinsschritt zu erwarten, weil die Bank of England der Nullzinspolitik der USA gefolgt ist, welche die nationalen Währungen schwer unter Druck bringt. Allerdings steigt mit der Entscheidung Australiens und Norwegens nun der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), das Fluten der Geldmärkte zurückzufahren. Eine Befragung der Nachrichtenagentur Reuters von 78 Ökonomen hatte aber ergeben, dass niemand erwartet, dass die EZB den Leitzins vor Ende des dritten Quartals 2010 Leitzins anheben wird, den sie bis auf 1% abgesenkt hat. Die Londoner Zentralbank könnte wegen der andauernden Rezession in der nächsten Woche sogar den Aufkauf von Wertpapieren erneut ausweiten.