US-Dollar stabil fallend

Mit der durchbrochenen Barriere von 1,50 Dollar pro Euro geht es ins Wochenende.

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Eine Richtung ist beim Dollar stabil, die nach unten. Seit einiger Zeit befindet sich die US-Währung auf Crash-Kurs. Der Absturz einer Leitwährung, die von immer mehr Ländern in Frage gestellt wird, hat weiter Fahrt aufgenommen. Nun müssen schon deutlich mehr als 1,5 Dollar bezahlt werden, um einen Euro kaufen zu können. Am Mittwoch wurde die psychologisch bedeutsame Marke durchbrochen. Er ist auf dem tiefsten Stand seit über 14 Monaten angelangt. Der Euro kletterte am Freitag zeitweise auf 1,5060 Dollar und Experten sehen ihn schon die Rekordstände überschreiten, als sein Kurs im Juli 2008 sogar auf knapp 1,6 abgerutscht war.

Der Dollar gerät von allen Seiten unter Druck. Da ist die Geldpolitik der Notenbank (FED). Anders als Australiens Notenbank hält der FED-Chef Ben Bernanke am Fluten der Geldmärkte fest. Dabei werden die Stimmen lauter, die eine Wende der Geldpolitik fordern. "Es ist Zeit, die Zinsen zu erhöhen, Ben", titelte das renommierte Anlegermagazin Barron's. Statt der Nullzinspolitik wird ein Refinanzierungssatz von 2 % gefordert.

Doch das würde ja die schönen Quartalberichte mit tollen Bankgewinnen verhageln, wie die von JP Morgan. Denn durch die billige Refinanzierung sind die Zinsaufwendungen der US-Großbank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 8,3 auf nur noch 3,5 Milliarden Dollar gesunken. Da die Zinserträge aber nur um eine Milliarde gefallen sind, ist der herbeigedopte Quartalsgewinn von 3,6 Milliarden eigentlich schon erklärt. Das bedeutet, dass billige Zinsen nicht weiter gegeben werden. Dass die Bank ihre Risikovorsorge um zwei Milliarden erhöht hat, zeigt dagegen deutlich, dass auch bei ihr noch massenhaft faule Werte und Kredite in den Bilanzen schlummern. Dass teilverstaatlichte Monsterbanken wie die Bank of America und die einst weltgrößte Citigroup trotz des FED-Dopings Verluste schreiben, sagt viel über deren Zustand aus. Sie sind erwartungsgemäß rückfällig geworden, denn auch sie meldeten zwischenzeitlich schon einmal "Gewinne". Doch man musste kein Wahrsager sein, um angesichts der abnehmenden Kreditqualität vorhersagen zu können, dass dies nicht von Dauer sein würde.

Dann bleibt die anhaltende allgemeine Skepsis über die wirtschaftliche Entwicklung der USA. Im Konjunkturbericht der FED, dem so genannten Beige Book, weist sogar die Notenbank darauf hin, dass die Erholung der US-Wirtschaft nur schleppend vorangehe. Vor allem die weiter steigende Arbeitslosigkeit sorgt die Währungshüter, die mit dem Bericht unterstrichen, dass mit Veränderungen an der Niedrigzinspolitik nicht zu rechnen ist.

Daneben kommt der Dollar nun noch weiter unter Druck, weil das US-Finanzministerium Staatsanleihen in der Rekordsumme von weiteren 123 Milliarden US-Dollar auf den Markt werfen will. Damit wird das Loch im Haushalt noch größer. So schätzte Finanzminister Geithner am vergangenen Freitag, dass das Defizit den Rekord von 1,42 Billionen Dollar erreichen werde und damit drei Mal so groß ist wie im Vorjahr.

Inzwischen droht den USA, wie erwartet, auch der Verlust ihres AAA-Ratings. Die Ratingagentur Moody's meint, für das Top-Rating gebe es keine Garantie und es sei in Gefahr, wenn die USA ihr Haushaltsloch nicht auf ein handhabbares Maß reduzieren würden. Dann würde das Schuldenmachen noch deutlich teurer werden. Davon können schon Spanien und Irland ein Lied singen.