Britischer Atommüll sorgt für Milliardenloch im Energieministerium

Der neue Energieminister Huhne, erklärter Kritiker der Atomenergie, kritisiert, dass man nun die Rechnung für den angeblich billigen Atomstrom erhalte

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Die Labour-Regierung hatte eine Renaissance der Atomenergie angestrebt. Man beabsichtigte, dass mindestens 10 neue Atomkraftwerke, die bislang von französischen Konzernen Areva und EDF, dem US-Konzern Westinghouse und den deutschen Konzerne RWE und E.On gebaut werden sollen, keine staatlichen Gelder beanspruchen dürfen. Aufgrund von Sicherheitsmängeln bei den neuen Reaktortypen ist die Entwicklung aber ins Stottern geraten.

Nach dem Regierungswechsel könnte es für neue Atomkraftwerke schlechter aussehen. Die Liberaldemokraten sind gegen neue Atomkraftwerke, die Konservativen dafür. Energieminister ist der Liberaldemokrat Chris Huhne, der schon zu Beginn seiner Amtszeit über ein 4-Milliarden-Pfund-Loch gestolpert ist, das sich ab 2011 aufgrund von Kosten zur Atommüllentsorgung und dem Abbau von Kraftwerken auftut. Die Labour-Regierung, die auf Atomenergie setzte, scheint die Kosten in die Zukunft verschoben zu haben. In diesem Haushaltsjahr ist das Budget der zuständigen Nuclear Decommissioning Authority (NDA) noch ausgeglichen, berichtet der Guardian, 2011 klafft bereits ein Defizit von 850 Millionen, 2012 von 950 Millionen und 2013 sowie 2014 von jeweils 1,1 Milliarden.

Bislang sind die Kosten für die Entsorgung des Atommülls immer deutlich höher als geplant gewesen. Es kann also noch weitaus schlimmer kommen. In Zeiten, in denen gespart werden muss, ist das Defizit für die neue Regierung sehr unerfreulich und dürfte vermehrt Zweifel wecken, ob die Atomenergie so günstig ist, wie dies von der Labour-Regierung versprochen wurde. Huhne sprach von einem "existenziellen Problem": "Die Kosten sind so hoch, dass mein Ministerium kaum mehr das Ministerium für Energie und Klimawandel, sondern das für die nukleare Erbschaft und ein Bruchstücken anderer Dinge ist." Die Labor-Regierung plante ein Endlager und schätzte die Kosten dafür auf 18 Milliarden Pfund. Einen Ort gibt es bislang noch nicht dafür. Erst einmal sollte auf Jahrzehnte hinaus der Atommüll auf dem Kraftwerksgelände gelagert werden.

Huhne sagte auch, dass man nun für "Jahrzehnte billigen Atomstroms" zahlen müsse, für die man nachträglich eine gewaltige Rechnung erhalten habe. Im Grunde sei es eine Altlast, die bis zurück in die 1970er Jahre reicht. Man habe sich um die Entsorgung des Atommülls nicht gekümmert, moniert Huhne: "Ich kann mir kein besseres Beispiel dafür vorstellen, kurzfristig keine Entscheidung zu treffen, was dem Steuerzahler aber langfristig sehr viel mehr kostet." Der Minister, der nicht für Atomenergie ist, sprach sich jetzt zwar nicht explizit gegen deren weiteren Ausbau aus, forderte aber, dass man für neue Reaktoren wasserdichte Verträge machen müsse, um zu verhindern, dass doch wieder Kosten für den Staat entstehen.

Der Minister sieht keine Möglichkeit, an den Kosten für die Atommüllentsorgung sparen zu können. Wenn die Gelder nicht vom Finanzministerium bewilligt werden, müsse er das Programm für die Entwicklung erneuerbarer Energien und von Energieeffizienz reduzieren