Taliban wollen keine Taxifahrer mehr verprügeln

Britische Zeitung berichtet von "ersten Erfolgen" bei Gesprächen mit moderaten Taliban

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der Pfälzer Politiker Kurt Beck erntete für seine 2007 geäußerte, zu diesem Zeitpunkt antizyklische und "schockierende", Idee, Gespräche mit gemäßigten Taliban zu führen, um dem Frieden in Afghanistan eine Chance zu geben, vor allem Spott. So zum Beispiel vom CSU-Nachwuchstalent, dem Markus Söder, damals CSU-Generalsekretär:

"Man merkt, dass Herr Beck in Mainz sitzt und sich bislang mehr um Winzer als um Weltpolitik gekümmert hat. Hobby-Außenpolitiker sind eine echte Gefahr[...] Wer mit Terroristen kooperieren will, macht sie nur stärker."

Seit die Beck'sche Idee nun auch von der amerikanischen Regierung, zum wichtigen Element der neuen Afghanistan-Strategie veredelt, propagiert wird, findet sich der Pfälzer Gedanke weltweit ernster genommen, als es manche Provinzler der Weltpolitik zugetraut hätten. Allerdings mit unfreiwillig komischen Effekten, wie im Independent zu lesen ist.

Dort wird von ersten "wegweisenden" Erfolgen der vorbereitenden Gespräche zwischen dem afghanischen Präsident Karsai und Talibanvertretern berichtet. Demnach hätten sich die Taliban dazu bereit erklärt, auf manches zu verzichten: auf "das Verbot des Schulbesuchs für junge Mädchen", auf "das Verprügeln von Taxifahrern, die Bollywood-Musik hören", auf das "Vermessen der Bartlänge" und auch das Tragen der Burqa, jenes schwarze oder grellfarbene Zelt mit Augenschlitzen, unter dem sich Frauen auch bei größter Hitze vor den Blicken fremder Männer verbergen müssen, sei künftig nur mehr "stärkstens empfohlen", aber "nicht mehr verpflichtend", inwieweit sich das im Strafmaß der Taliban bemerkbar macht, wurde allerdings nicht präzisiert.

Ohnehin sind diese Konzessionen nur mit einiger Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen. Da als Quelle Mullah Abdul Salaam Zaeef angeben wird, der ehemalige Botschafter der Taliban in Pakistan und spätere Guantanamo-Häfling, der mit seiner für Taliban sehr untypischen Begeisterung für das iPhone Wind macht.