Merkel: "Der verabscheuungswürdige und hinterhältige Angriff auf unsere Soldaten in Afghanistan"

Die politisch Verantwortlichen für den Krieg in Afghanistan wollen noch immer die Anerkennung vermeiden, dass Deutschland einen Krieg führt

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In Afghanistan wurden gestern 3 deutsche Soldaten bei einem Angriff der Taliban in der Nähe von Kunduz getötet und 5 weitere schwer verletzt. Die Soldaten befanden sich auf einer Patrouille und wurden von einer größeren Gruppe von Taliban angegriffen. Es kam zu einem stundenlangen Gefecht. Ein gepanzertes Fahrzeug fuhr dabei auf eine Sprengfalle, wodurch die 5 Soldaten teils schwer verletzt wurden.

Verteidigungsminister Guttenberg äußerte, wie es sich gehört, Betroffenheit und brach seinen Urlaub in Südafrika ab. In "Gedanken und Gebeten" sei er "bei den Soldaten und ihren Familien". Der Angriff zeige, wie gefährlich die Situation in Afghanistan sei, aber auch wie notwendig der Einsatz der Bundeswehr sei. Das lässt Verwunderung entstehen, da hier Guttenberg die Notwendigkeit durch die Gefährlichkeit legitimiert. Das könnte auch bedeuten, dass je unerwünschter die deutschen Soldaten in Afghanistan sind, es desto notwendiger sei, dass sie dort sind.

Seltsam ist auch eine weitere Begründung, die sich immer wiederholt, wenn es Opfer im Kriegseinsatz gibt, der aber von deutscher Seite aus keiner soll. Auch Bundeskanzlerin Merkel, die den Einsatz mitverantworten muss, hat sich schnell zu Wort gemeldet. Sie sprach "von dem verabscheuungswürdigen und hinterhältigen Angriff auf unsere Soldaten in Afghanistan".

Hinterhältig klingt nach feige und unstatthaft. Aber in einem Krieg finden Angriffe mit den Mitteln der jeweils Kämpfenden statt. Es ist nicht die Hinterhältigkeit der Taliban oder wer auch immer hinter dem Angriff stand, der zu den Opfern auf deutscher Seite führte, sondern der Entschluss, gegen die Taliban oder Aufständischen zu kämpfen. Wenn man in den Krieg zieht, muss man mit Angriffen und Toten rechnen. Auch der Spiegel übernimmt beispielsweise die Sprachregelung des Hinterhalts, die impliziert, dass der Aufenthalt der militärisch überlegenen deutschen Truppen gegenüber den "mit Sturmgewehren und Panzerfäusten" bewaffneten Rebellen irgendwie legitimer sei. Gleichzeitig wird damit suggeriert, die Angreifer sollten offen und direkt kämpfen, weil es dann kein Hinterhalt ist. Aber wie soll dies bei einem asymmetrischen Krieg geschehen? Verquer scheint die Haltung hierzulande zu sein. Wenn man in den Krieg zieht, muss man, Hinterhalt hin oder her, mit Verlusten rechnen.