Bahn verlangt Erste-Klasse-Zuschlag für Sitzen auf der Treppe

Schüler soll 20 Euro nachzahlen

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Am letzten Sonntag erhöhte die Bahn ihre Ticketpreise um durchschnittlich 3,9 Prozent, was deutlich über der Inflationsrate liegt. Online-Reservierungen von Sitzplätzen wurden sogar 75 Prozent teurer. Die Preiserhöhungen waren dieses Jahr (im Gegensatz zum letzten) offenbar auch deshalb leichter durchzusetzen, weil die Milliardenaufwendungen für die Tieferlegung des Stuttgarter Bahnhofs keine Schlagzeilen mehr erzeugten.

Allerdings befindet sich das Unternehmen schon wieder auf dem besten Wege, mehr Medienaufmerksamkeit zu bekommen: Für die sorgt aktuell der Fall eines Schülers, der in einem völlig überfüllten Regionalexpress von Eitorf nach Deutz zusammen mit seiner Freundin auf der Treppe eines Doppelstockwagens Platz hockte.

Da dieser Platz nicht besonders komfortabel war, überraschte ihn die Zusatzforderung in Höhe von 40 Euro, mit der ihn eine Schaffnerin konfrontierte. Zur Begründung führte sie an, dass die Treppe zu den Erste-Klasse-Sitzplätzen führen und deshalb rechtlich zu diesen gehören würde. Nachdem die Frau nicht von dieser Auffassung abzubringen war, rief der Schüler bei der Telefonhotline der Bahn an, wo man nichts von Erste-Klasse-Zuschlägen für das Sitzen auf Treppenstufen wusste.

Als er darauf hin per Einschreiben die Forderung aus der Welt schaffen wollte, teilte man ihm aber "nach eingehender Prüfung" mit, dass die Schaffnerin doch Recht habe. Nur aus "Kulanz" werde man den Zuschlag von 40 auf 20 Euro reduzieren. Bei der Bahn fand sich auf Anfrage von Telepolis niemand, der eine Stellungnahme zu dem Vorfall abgeben wollte.

Andere Bahn-Servicemängel erregen mittlerweile auch den Zorn von Politikern: Aleks Lessmann, der politische Geschäftsführer der bayerischen Piratenpartei, twitterte gestern, er habe "selten so einen Müllhaufen wie die Deutsche Bahn erlebt" und kündigte an, den Managern des Unternehmens "an die Gehälter gehen" zu wollen, sollte er "jemals was zu sagen haben".