Auf dem Weg nach Europa

Teil des Ölteppichs im Golf von Mexiko wird von den Meeresströmungen erfasst und in Richtung Golfstrom getrieben

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Mitarbeiter der Europäische Raumagentur ESA haben auf ihren Satellitenbildern festgestellt, dass ein Teil des Öls, das aus dem Meeresboden im Golf von Mexiko strömt, Richtung Florida gezogen wird. Im Golf existiert in dieser Jahreszeit ein starker Wirbel, der das Wasser im Uhrzeigersinn vor der Südküste der USA herumführt. Zwischen Florida und Kuba fließt es dann in den Atlantik, wo es den Golfstrom speist. Dieser strömt an der US-amerikanischen Ostküste entlang zu den großen Fanggründen vor Neuengland und spaltet sich schließlich auf. Sein nördlicher Ausläufer erreicht als Nordatlantikstrom Europa.

Nicht auszuschließen, dass das Öl aus dem haverierten BP-Bohrloch demnächst den gleichen Weg nimmt. Auf den ESA-Satellitenbilder ist zu sehen, wie der südliche Ausläufer des Ölteppichs langsam in den Einflussbereich des besagten Wirbels gerät. Die Raumfahrtagentur schreibt auf ihrer Webseite, dass das Öl in sechs Tagen, also Anfang der kommenden Woche, Florida erreichen wird. Die dortigen Korallenriffe an den Florida Keys, einer Inselkette an der Südspitze der Halbinsel, sind offensichtlich akut bedroht.

Die ESA-Fachleute können mit ihren Radars und Infrarotspektrometern allerdings nur beobachten, was sich auf der Meeresoberfläche abspielt. Ein erheblicher Teil des Öls gelangt aber derzeit gar nicht an die Oberfläche, sondern sammelt sich – wahrscheinlich aufgrund des Einsatzes von Chemikalien – in tieferen Schichten ( Alles noch viel schlimmer). Da aber die Strömung auch tiefere Wasserschichten erfasst, könnte wahrscheinlich auch ein Teil des verborgenen Öls sich auf den Weg um Florida herum in den Golfstrom machen. Die Regierung in Washington scheint die ESA-Informationen so ernst zu nehmen, dass sie Kontakt zu kubanischen Behörden aufgenommen hat, da die Nordküsten des Inselstaats zeitgleich mit Florida betroffen wären.

BP scheint übrigens immer noch zu verbreiten, dass aus dem Loch täglich nur 5.000 Barrel fließen. Zumindest berichtet das die Nachrichten AFP weiter. Unabhängige Wissenschaftler schätzen das Leck eher auf 25.000 bis 80.000 Barrel pro Tag.