Frankreich: Spekulationen über Serienmorde

Frankreich: Tödliche Anschläge auf Besucher einer jüdischen Schule und auf französische Soldaten nordafrikanischer Herkunft deuten auf einen rechtsradikalen Hintergrund

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Der Staatsanwalt von Toulouse spricht von "Elementen, die rechtfertigen, dass man sich sehr ernsthaft die Frage nach einer Verbindung stellt". Gemeint sind drei Schießereien im Großraum von Toulouse.

Am Sonntag, den 11. März, war in Toulouse ein Soldat durch einen Kopfschuss getötet worden; der Mann trug keine Uniform, hatte aber eine Anzeige aufgegeben, um sein Motorrad zu verkaufen, wo er sich als Militärangehöriger zu erkennen gab. Am vergangenen Donnerstag war auf drei uniformierte Soldaten aus einer Fallschirmjägerkaserne in Montauban geschossen worden, als sie Geld abheben wollten. Zwei starben, einer überlebte schwer verletzt.

Erste Erkenntnisse gingen von einem Einzeltäter aus, der wahrscheinlich - aber vollkommen gesichert ist das nicht - für beide Anschläge verantwortlich sei. Beim ersten Fall in Toulouse flüchtete der behelmte Mörder auf einem Scooter "mit einem großen Hubraum", laut Ermittler handelt es sich um einen gestohlenen Maxi-Scooter. Vom zweiten Fall in Montauban wird berichtet, dass der Täter sich ebenfalls auf einem solchen Scooter den Männern näherte und mit einem großkalibrigen Gewehr auf sie schoss. Mindestens 13 Mal. Die Kugeln stammen in beiden Fällen aus derselben Waffe, so viel sei sicher. Auch, dass der Täter mit großer Entschlossenheit vorgegangen sei. Seine Tötungsabsicht sei außer Zweifel gewesen. Er drückte sehr nah an seinen Opfern ab.

Ähnliches wird auch zum heutigen Vorfall gesagt, der über Frankreich hinaus schockiert. Um acht Uhr morgens schoss ein Mann, der mit einem Motorroller unterwegs war, auf alle Personen in seiner Nähe. Der Vorfall ereignete sich vor einer jüdischen Schule in Toulouse; vier Personen starben, ein Lehrer, dessen zwei kleine Kinder und ein weiteres Kind. Der Täter habe die Kinder bis zur Schule hinein verfolgt, sagt der Staatsanwalt.

Die Kugeln stammen laut neuesten Erkenntnisse aus der selben Waffe, mit der am Donnerstag in Montauban und am Sonntag zuvor in Toulouse geschossen wurde.

Doch welches Motiv verbindet die Morde?

François Hollande ist sicher, bei den heutigen Morden handele sich um eine antisemitische Tat.

Über 200 Ermittler sind mit den Fällen beschäftigt - eingeschaltet für alle drei Fälle ist auch die Pariser Staatsanwaltschaft und Ermittler, die auf Terrorismus spezialisiert sind. Ein terroristischer Hintergrund also? Genährt werden Verdachtsmomente in dieser Richtung auch dadurch, dass die Einheiten der getöteten Soldaten für Afghanistaneinsätze herangezogen werden.

Dass drei getötete Soldaten nordafrikanischer Abstammung sind und der Soldat, der in Montauban lebensgefährlich verletzt wurde, ein Franzose karibischer Herkunft ist, lässt, wie die Schüsse auf die jüdischen Kinder und den Religionslehrer, an einen möglichen rechtsradikalen Hintergrund denken.

Nach einem Bericht des Magazins Le Point verfolgt man eine Spur, die zu drei Soldaten eines Fallschirmjägerregiments in Montauban führt, die mit rechtsradikalen ("neonazi") Bewegungen in Verbindungen standen und sich mit Hakenkreuzen brüsteten. Sie waren entlassen worden.