Klimakonferenz: Hängt Äthiopien Deutschland ab?

Gespräche über Klimaschutz schleppen sich nur langsam voran. Einige Entwicklungsländer machen vor, wie es gehen könnte

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In Doha am Persischen Golf, wo noch bis Ende der nächsten Woche die diesjährige UN-Klimakonferenz tagt, wächst die Frustration unter den Vertretern der kleineren Entwicklungsländer. Monica Araya, Verhandlungsführerin Costa Ricas, fürchtet, dass es zu weiteren Verzögerungen im Verhandlungsprozess kommen könnte. Bis 2015 soll ein neues Klimaschutzabkommen für die Zeit nach 2020 ausgehandelt sein. Dies müsse als Rote Linie betrachtet werden, die nicht weiter nach hinten verschoben werden darf.

Araya kritisiert, dass sich die Gespräche derzeit zu sehr auf die zweite Periode des Kyoto-Protokolls konzentrieren, wichtige Industriestaaten wie die USA und Japan haben aber bereits angekündigt, dass sie sich daran nicht beteiligen werden. Die EU ist hingegen mit an Bord, hat aber den Entwicklungsländern nicht viel zu bieten.

Bisher wollen sich die Europäer nur auf ein Ziel von 20 Prozent-Reduktion gegenüber 1990 einlassen. Das klingt nach viel, ist aber in Wirklichkeit ziemlich bescheiden. Die 20 Prozent sind nämlich bereits durch bisherige Anstrengungen, den normalen Effizienzzuwachs in entwickelten Ökonomien und die Deindustrialisierung Osteuropas nach dem Zusammenbruch 1990 annähernd erreicht.

Die meisten EU-Regierungen, einschließlich der deutschen, verstecken sich hinter Polen, das ein höheres Ziel von 30 Prozent Reduktion blockiere. Tatsächlich wurden Warschau aber kaum Angebote gemacht, die den polnischen Widerstand hätten aufweichen können. Denkbar wären ja zum Beispiel Hilfen beim Ausbau der erneuerbaren Energieträger gewesen.

Äthiopien bis 2025 CO2-neutral

Ganz anderes ist da aus manchem Entwicklungsland zu hören. Äthiopien zum Beispiel, mit 83 Millionen Einwohnern eines der großen Länder Afrikas, hat zwischen 2005 und 2010 ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 11 Prozent hingelegt, was sich zunächst nur nach einer guten Nachricht für die Menschen, aber nicht gerade für den Klimaschutz anhört.

Die Regierung ist allerdings bemüht, nicht einfach dem fossilen Entwicklungspfad zu folgen, den die Industriestaaten vorleben. Vielmehr soll ganz auf den Ausbau erneuerbarer Energieträger gesetzt werden. Bis 2025 hofft man, einerseits das Wirtschaftswachstum im annähernd bisherigen Tempo fortsetzen, andererseits aber die Treibhausgasemissionen zurückfahren zu können. Ziel ist es, dass Land bis dahin CO2-neutral zu machen, was hieße, dass die verbliebenen Emissionen mit neuen Wäldern oder ähnlichem kompensiert werden müssten.

Nun ist auch in Äthiopien nicht alles Gold, was glänzt. Zum Beispiel gibt es dort Auseinandersetzungen um den Bau riesiger Staudämme am Blauen Nil. Dennoch hört sich die äthiopische Zielvorgabe deutlich anders an, als die hiesige Regierungspolitik, die versucht, die Erneuerbaren auszubremsen. Deutschland wird nach den Vorgaben der Bundesregierung - 80 Prozent Reduktion bis 2050 - auch 25 Jahre nach Äthiopien noch nicht bei diesem Ziel angekommen sein.