Ein Fünftel der jungen Männer hat kein Interesse an Sex

Eine große Umfrage enthüllt das sexuelle Leben der Franzosen.

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Im Auftrag der ANRS (Agence nationale de Recherche sur le Sida) wurden 2005/2006 über 12.000 französische Männer und Frauen zwischen 18 und 69 Jahren über ihre sexuellen Gewohnheiten gefragt. Das Ergebnis sind 600 Seiten, aus denen Le Nouvel Observateur gestern einige Auszüge veröffentlicht hat.

Eines der Ergebnisse: Es gibt eine Kluft zwischen der Hypersexualisierung der Gesellschaft und ihrer Wirklichkeit, ebenso wie der Darstellung der Sexualität in den Medien und der Suche "nach der blauen Blume der Liebe". Es hat sich etwas in den letzten Jahren verändert, aber so ganz anders wurde die Sexualität auch nicht. Die Frauen pflegen nun in etwa dieselben sexuellen Gewohnheiten wie die Männer, die der Jungen unterscheiden sich nicht gewaltig von denen der Älteren, Sexualität und Heirat haben nichts mehr miteinander zu tun, die Menschen sind länger sexuell aktiv. Es gibt weniger Tabus, man spricht lockerer darüber.

Eine der Ändreungen scheint zu sein, dass die jungen Frauen eher zu den "Jägern" werden, die sexuelle Kontakte mit älteren, sexuell erfahrenen Männern eingehen, allerdings würden sie Sexualität meist mit einer gefühlvollen Verbindung verbinden. Die Männer hingegen würgen durch reichhaltiges Masturbieren in der Pubertät eher ein "individuelles Begehren" entwickeln.

Bei den Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren nimmt die Zahl der sexuellen Partner weiter zu (1,9 im Jahr 1970, 5,1 heute), bei den Männern bleibt sie mehr oder weniger stabil bei 12,8. Die zwischen 1956 und 1970 geborenen Männer hätten, so die Autoren des Berichts, ihr sexuelles Leben zwischen dem Beginn der Pille und dem Auftauchen von Aids begonnen und von der sexuellen Befreiung am meisten profitiert. Die jungen Männer von heute seien vernünftiger, dazu komme aber noch eine "überraschende" Entwicklung: "Ein Fünftel der Männer zwischen 18 und 24 Jahren zeigt weder ein Interesse an der Sexualität noch an einer Verbindung". Zudem ist die Zahl der sexuellen Abstinenzler bei den Männern zwischen 18 und 35 Jahren mit 6,2 Prozent doppelt so hoch wie bei den Frauen.

Gleichwohl denken offenbar noch viele Männer, dass die sexuellen Bedürfnisse der Männer stärker sind als die der Frauen. Frauen und Männer berichten, sie hätten durchschnittlich neun Mal Geschlechtsverkehr im Monat – und der sei zu 90 Prozent zufriedenstellend. 10 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männern nutzen Kontaktseiten im Internet.