Der Affe stammt vom Menschen ab

Könnten Schimpansen sprechen, wenn es nur ihre Stimmbänder zuließen?

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Nein, der Affe stammt nicht vom Menschen ab. Aber: gewisse Verhaltensweisen und neurologische Prozesse tun das vielleicht. So fanden Forscher des Yerkes National Primate Research Center jetzt heraus, dass Schimpansen für ihre Kommunikation die selben Hirnregionen aktivieren, die auch beim Menschen für verbale und gestische Kommunikation verantwortlich sind. Die Frage, die das aufwirft: Hat sich bei den drei beobachteten Affen dieser neurologische Prozess nur herausgebildet, weil sie in menschlicher Gefangenschaft geboren und aufgewachsen sind?

Das "Nach-Äffen" bekäme so eine völlig neue Bedeutung. So hätten dann Kommunikationsmuster, derer sich die Affen in der Natur nicht bedienen, die jetzt beobachtete Hirnaktivität erst hervorgebracht. "Dies würde bedeuten, dass das Schimpansengehirn eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit aufweist, ganz ähnlich wie auch das menschliche Gehirn", so Jared Taglialatela, Autor des in Current Biology veröffentlichten Berichts. Dies wäre dann nicht nur ein weiteres Verwandschaftsmerkmal zwischen Menschen und Affen, sondern außerdem ein Beleg dafür, dass bestimmtes kommunikatives Verhalten direkt Struktur und Funktion des Gehirns beeinflussen kann. Geht man aber davon aus, dass die Schimpansen diese Hirnregionen auch in ihrem natürlichen Verhalten benutzen, so ist die Schlussfolgerung noch weitreichender. Dann könnten Schimpansen nämlich sprechen, wenn nur noch ihr Kehlkopf dafür geeignet wäre. Das Gehirn jedenfalls wäre dazu fähig.