Marihuana-Züchter als Vorreiter im Klimawandel

Nutzpflanzen sollen den höheren CO2-Anteil der Atmosphäre als Extra-Dünger nutzen

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Trotz aller weltweiten Klimaschutzbemühungen sind die CO2-Emissionen letztes Jahr wieder um 3,2 % auf über 34 Mrd. Tonnen gestiegen. Angesichts des weiter steigenden CO2-Gehalts der Atmosphäre plädiert das US-Agrarministeriums dafür, aus der Not eine Tugend zu machen und das Treibhausgas als zusätzlichen Wachstumsfaktor zu nutzen. Zuchtverfahren sollten Sorten unserer Kulturpflanzen entwickeln, die vom CO2-Anstieg profitieren und mehr Ernte pro Pflanze einbringen. Denn das Treibhausgas Kohlendioxid ist für Pflanzen ein wichtiger chemischer Baustein, mit dem sie ihre organische Masse aufbauen.

Es wurden eigene Untersuchungen im Labormaßstab an modernen Reissorten und einem Dutzend Wildreisarten durchgeführt. Ergebnis: Die meisten Wildreisarten reagierten auf den CO2-Anstieg stärker als die Kultursorten. Die Unterschiede lagen bei 10 bis 20 Prozent. Das Internationale Reisforschungsinstitut (IRRI) auf den Philippinen und das Internationale Mais- und Weizenzuchtzentrum (CIMMYT) in Mexiko wollen nun Zuchtprogramme auf den CO2-Düngereffekt hin ausrichten und entsprechende Merkmale der Wildsorten auf neue Kultursorten übertragen.

Doch herkömmliche große Klimakammern in denen höhere CO2-Konzentrationen kontrolliert über eine ganze Vegetationsperiode aufrechterhalten werden können sind teuer. Deshalb schlägt Lewis Ziska vom US-Agrarministerium vor, von den Marihuana-Züchtern zu lernen: "Wenn man im Internet nach Marihuana und CO2 sucht, sieht man, dass Marihuana-Züchter ihre Pflanzen schon gezielt auf den CO2-Effekt hin getrimmt haben. Diese Zuchttechniken könnten möglicherweise auch bei Getreidesorten funktionieren." Doch leider publizieren nur wenige Marihuana-Züchter in der wissenschaftlichen Literatur.