Erwartbare Reaktionen auf ein Video mit Terrordrohungen

Medien und Sicherheitsbehörden handeln im Reflex auf die Drohung, dass mit Nichtabzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan bittere Konsequenzen zu erwarten seien,

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das freut Medien und Sicherheitspolitiker. Kurz vor der Bundestagswahl hat es die Globale Islamische Medien-Front (GIMF) mal wieder geschafft, Aufmerksamkeit mit einem Video zu finden. Manche Journalisten und Medien geben vor, irgendwie einen primären Zugang zu dem Video zu haben. Ihnen würde das Video vorliegen. Allerdings gab es eine Massenmail von GIMF, um die Medien eben auf dieses Video aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, wo man es herunterladen kann. Wir dachten uns, es muss ja nicht sein, dass man auf solche Trigger, Aufmerksamkeit zu erregen, auch reagiert. Aber es funktioniert, wie die Reaktionen der Mainstreammedien zeigen.

"Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen. Globale Islamische Medien-Front präsentiert [ Sicherheit...ein geteiltes Schicksal ] von Al Hafidh Abu Talha der Deutsche zum Download. Das Passwort HYffd9312UJPdqQas"

Würden Journalisten verantwortlich handeln, würden sie eine Videobotschaft wie diese, von einem wirren jungen Mann, eher klein kochen oder übergehen. Aber nein, es ist gefundenes Fressen, Angst zu verbreiten. Das Video mag "authentisch" sein. Es ist nicht das erste, das der Deutsch-Marokkaner Bekkay Harrach an die Deutschen richtet. Dieses Mal tritt er adrett gekleidet und unmaskiert auf. Als der nette deutsche Islamist, der droht, dass Deutschland Schlimmes zu erwarten habe, wenn die Regierung nach der Wahl nicht den Abzug der Truppen ins Auge fasst. Die Entscheidung hätten die Bürger, die entsprechend die Parteien wählen. Noch hätte Deutschland ein Bonus, sagt der junge Mann, weil man gegen den Irak-Krieg war und die Mehrheit der Deutschen in Umfragen für den Abzug der Truppen sei. Bei den Wahlen hätten die Deutschen die Möglichkeit, ihre Haltung zu demonstrieren. Danach sind sie für die Entscheidung verantwortlich.

Der junge Mann, der al-Qaida zugerechnet wird, redet schon auch mal wirr. Aber er hat es geschafft, ähnlich wie Amokläufer, die mediale Bühne zu betreten und von Medien hofiert zu werden. Nun heißt es: Al-Qaida droht mit Anschlägen. Nicht nur die Medien verschaffen dem jungen Mann aus Bonn Aufmerksamkeit und Bedeutung, auch die Sicherheitsbehörden nehmen offenbar die Drohungen ernst. Auf allen Flughäfen und an einigen Bahnhöfen patrouillieren seit Freitag Bundespolizisten mit schweren Schutzwesten und Maschinenpistolen, berichtet die Faz. "Es geht um die Präsenz, wir wollen den Reisenden Sicherheit geben", sagte eine Sprecherin des Bundespolizeipräsidiums.

So war es ja auch gedacht, das Ziel des Videos, mit primitiven Mitteln erstellt und verbreitet, ist erfüllt. Spiegel Online spielt scheinbar kritisch mit: "Die entscheidende Frage ist nun, ob Harrach nur droht - oder nach der Wahl tatsächlich grünes Licht für einen vorbereiteten Anschlag gibt." Da wird schon einmal suggeriert, Harrach habe die Mittel und die Leute in Deutschland, um jeder Zeit Anschläge in Deutschland auszuführen. Plötzlich ist Harrach, er wird sich freuen, zu einem ernstzunehmenden Staatsfeind geworden. Dass Terrorismus seit jeher mit Propaganda arbeitet und auf die Kollaboration der Medien setzt, scheint vergessen oder unbekannt zu sein.